Der Glockenklang der orthodoxen Kirche - Nordkorea-Information

Es geschah im August Juche 91 (2002), als der Heerführer Kim Jong Il den russischen Fernen Osten besuchte.

Als sich der Zug dem Bahnhof Chabarowsk näherte, sagte er, er möchte heute die Kirche des Sankt Innokenti Irkutsk, eine Kirche der russischen Orthodoxie, besichtigen.

Die ihn begleitenden Funktionäre erstaunten.

„Verehrter Heerführer, die orthodoxe Kirche suchen nur die betreffenden Gläubigen auf, nicht wahr?“

Er meinte, er sei zwar kein Gläubiger, möchte sie aber dennoch besichtigen, sei doch auch die Religion Gegenstand der Politik, und fuhr fort.

Die Bürger Russlands heißen diese Religion gut und hängen ihr an, und unsere Besichtigung dieser Kirche ist nicht schlecht. Wir sollen die Gepflogenheiten anderer Nationen achten und niemals engstirnig sein. Wenn wir diese orthodoxe Kirche besichtigen, werden wir die Gebräuche der russischen Bürger verstehen, auch von ihrer Innenwelt wissen, also davon, woran sie denken, was sie anstrebten und was sie sich wünschen. Wie gut wäre es doch, wenn wir auch mit den 60 Millionen zählenden Anhängern der Orthodoxie befreundet sein würden!

Er meinte, ein Politiker solle auch über die Religion Bescheid wissen, und erzählte ihnen über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der russischen Orthodoxie und ausführlich über die Tatsache, dass diese Kirche als die größte der gegenwärtigen fünfzehn selbstständigen orthodoxen Kirchen in der Welt gilt und die russische Orthodoxe einen nicht zu ignorierenden Einfluss auf die Politik des Staates ausübt.

Als er an der Kirche eintraf und eine Weile deren Umgebung und deren Architektur betrachtete, ertönte plötzlich dunkler und feierlicher Glockenklang.

Alle richteten den Blick zu dem Ort, von dem der Glockenschlag erklang.

Der Verwalter der Kirche zeigte auf den Glockenturm und sagte, dass die Glöckner der Kirche in Begrüßung des Heerführers Kim Jong Il die Glocke läuteten. Es sei nicht jeder dazu fähig, die Glocke zu schlagen, sondern nur Absolventen der Schule, die die Technik des Glockenläutens unterrichtet. Die jetzt die Glocke Schlagenden seien die vortrefflichsten unter den Glöcknern.

In der Zeremonie der russischen Orthodoxie sei es eine strenge religiöse Vorschrift, in der Mittagszeit, in der die Sonne am höchsten steht, die Glocke erklingen zu lassen, aber dies werde nun an diesem Tag losgelöst vom Herkommen vormittags getan. Er faltete beide Hände auf der Brust, streckte sie in die Höhe, als wollte er ein Hurra ausschreien, und sagte voller Begeisterung:

„In unsere Kirche ist die Sonne gekommen, und es ist doch selbstverständlich, die Glocke zu läuten, da die Sonne zu uns gekommen ist.“

Naenara, 2022-11-25