10.02.2011, 15:26
Kunst aus Nordkorea
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ich habe mir die ausstellung in wien angeschaut und war begeistert.
ich hab mir auch den ausstellungskatalog gekauft damit ich mir die bilder zu hause, wenigstens in einem kleinen format, anschauen kann.
13.02.2011, 10:37
Ausstellungen mit (nordkoreanischer) Kunst durchlaufen momentan gerade eine Boom-Phase. Außer in Wien zeigten auch noch Ausstellungen zB
in Treviso: http://www.museicivicitreviso.it/index.p...-pyongyang in Brisbane: http://qag.qld.gov.au/exhibitions/past/r...art_studio in Moskau: http://leonidpetrov.wordpress.com/2011/0...uscovites/ oder Toronto: http://torontoist.com/2011/01/north_kore...centre.php Bilder aus Nordkorea. Was unterscheidet nun die Wiener Ausstellung von den übrigen: Die Ausstellungen in Brsisbane, Treviso, Moskau, Rotterdam ... zeig(t)en Bilder des idealen nordkoreanischen Alltagslebens: glückliche Soldaten, Arbeiter, Bauern, Frauen und Kinder, moderne Industrieanlagen, blühende Felder, Landschaftsbilder (mit nordkorea-geschichtlichem) Hintergrund, Propagandaposter ... was fehlte auf diesen Ausstellungen: Gemälde mit und über Kim Il-Sung und Kim Jong-Il; diese sind quasi höherwertige Bilder und werden nicht so schnell außerhalb Nordkoreas gezeigt. Die Ausstellungen in den oben genannten Städten wurden von europäischen Kunstsagenten im Zusammenhang mit dem Mansudae Art Studio organisiert, die Ausstellung in Wien aber vom Wiener MAK-Museum direkt mit der National Gallery in Pyongyang, wo in Nordkorea die Gemälde über Kim Il-Sung und Kim Jong-Il ausgestellt und aufbewahrt werden. Auffallend an der Wiener Ausstellung: die Gemälde mit den nordkoreanischen Füherern befanden sich im Zentrum (der Ausstellung) und die Formate waren riesengroß (meherer m2 pro Gemälde), während die Alltagsbilder am Rand der Ausstellungshalle ausgestellt waren und ein vergleichsweise bescheidenes Größenformat aufwiesen. Die Gemälde über KIS und KJI erinnerten mich vom Thema und der Wirkungsabsicht irgendwie an die großformatigen Hofportraits von Velazquez oder Goya im Madrider Prado oder an die Königs- und Generalsportrots im Louvre. Für Kunstkritiker schwierig zu bewerten ist die Originalität nordkoreanischer Bilder. So gab es in Wien ein Bild zu sehen, das gleichzeitig auch in der Nordkorea-Sammlung des British Museum in London ausgestellt ist. Nach nordkoreanischen Verständnis ist nicht der Maler und die Originalität des von ihm Dargestellten wichtig, sondern das Thema bzw. der Inhalt des Bildes. Das führt dazu, das ein in Nordkorea als vorbildlich angesehenes Kunstwerk vom selben Maler oder von einem anderen Maler des gleichen Malstudios oder von Malern anderere Studios immer wieder nachgemalt werden. In Nordkorea intern werden an herausragende und profilierte Künstler prestigeträchtige Preise und Würdigungen verliehen, sodass die nordkoreanische Kunstgemeinde intern ihr Hierarchieverhälnis ordnen kann, dieses spielt nach außen hin aber keine Rolle.
16.02.2011, 07:50
Betreffend den Entfaltungsmöglichkeiten nordkoreanischen Maler.
Nicht jeder Maler kann oder darf einfach die Drei Generäle (Kim Il Sung, Kim Jong Suk und Kim Jong Il) bildnerisch darstellen. Das dürfen in Nordkorea angeblich nur dafür besonders zertifizierte Künstler. (Quelle: http://www.koreatimes.co.kr/www/news/opi...81303.html)
16.02.2011, 12:53
Man muss kein Kunstkenner und nicht einmal voreingenommen bzw. vorurteilsvoll gegenüber Nordkorea sein, um festzustellen, dass diese Kunst an sich keine ist. (Ob sich vieles, was sich in der sogenannten westlichen Welt Kunst nennt, solche ist, steht auf einem ganz anderem Blatt) Die Bilder erinnern im besten Falle noch an den mir noch bestens bekannten sozialistischen Realismus in der DDR, meist aber an kitschige Heile-Welt-Bilder in Wachturmheftchen der Zeugen Jehovas, gepaart mit asiatischem Kitsch. Kunst ist allein das, sowas in der Art überhaupt hinzubekommen. Alles weitere ist Handwerk.
Leider habe ich trotz der vielen Links nicht so sehr viel gesehen. Ist denn im Katalog überhaupt irgend etwas Überraschendes enthalten? Das Einzige, das die Ausstellungen positiv bewirken können ist, Nordkorea schlechthin mit etwas anderem in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen, als mit dem bisschen Schlechten, was man über die meisten Medien so mitbekommt. Andererseits besteht die Gefahr, dass solche Ausstellungen Nordkorea auch einfach nur "vorführen". Auf Kuba hätte ich tonnenweise Kunst kaufen können, die man auch Kunst nennen kann. Ob es in Nordkorea auch so ist, weiß ich nicht, werde es aber mit eigenen Augen sehen, wenn ich im Mai dieses Jahr dorthin geplantermaßen reise. Martin (16.02.2011, 12:53)Martin schrieb: Man muss kein Kunstkenner und nicht einmal voreingenommen bzw. vorurteilsvoll gegenüber Nordkorea sein, um festzustellen, dass diese Kunst an sich keine ist. Man hat in Nordkorea ein anderes Verständnis davon, was Kunst ist. Darum kann ich der subjektiven Aussage "dass diese Kunst an sich keine ist" nicht zustimmen. Aus westlicher Sicht mag das stimmen, aber man darf auch beim Thema Kunst unser hiesiges Verständnis nicht zum Maß aller Dinge nehmen. Kim Jong Il schreibt über die Koreanische Malerei in seinem Werk "Über die bildende Kunst": "Die Koreanische Malerei ist eine Form der orientalischen Malerei, die eine lange Tradition hat. Die orientalische Malerei ist eine traditionelle Malerei, die in mehreren Ländern Ostasiens, darunter in unserem Land, China und Japan, gewisse Gemeinsamkeiten in puncto Material und Maltechnik hat. Die Koreanische Malerei trägt allgemeine Merkmale der orientalischen Malerei und vereint in sich eindeutige hervorragende Spezifika der einzigartigen nationalen Malerei; sie entwickelte sich seit langem. Die lange Tradition der Koreanischen Malerei ist schon daraus ersichtlich, dass ihre Maltechnik an Wandgemälden der Gräber aus der Koguryo-Zeit gut erhalten ist. Auf dem Weg ihrer Entwicklung bis zum heutigen Tag musste die Koreanische Malerei wegen der feudalistischen Fesseln und der japanischen Kolonialherrschaft Wechselfälle durchleben, spiegelte aber unentwegt die Klugheit und das Lebensgefühl der koreanischen Nation wider. Die Koreanische Malerei, die das nationale Gefühl und Gemüt unseres Volkes in vielfältiger Weise beinhaltet und die Wirklichkeit lebendig schildert, ist in der Welt als eine ausgezeichnete Malerei weit bekannt. Sie wird in einer deutlichen, präzisen und feinen Technik ausgeführt; sie zeigt als eine aussagekräftige, schöne und edle Malerei hervorragende künstlerische Eigenschaften. ... Die Wahrung der erwähnten Spezifika erfordert, die lange Tradition der Koreanischen Malerei gründlich zu studieren und auf deren Grundlage die Realität zu malen. Wer über diese Tradition nichts weiß, ist außer Stande, die nationale Form der bildenden Kunst richtig zu erkennen und sich die künstlerische Begabung und den Nationalcharakter unseres Volkes anzueignen, die in dieser vortrefflichen Tradition verkörpert sind. Beim Studium der Tradition der Koreanischen Malerei ist es wichtig, sich das nationale Gemüt, von dem der gesamte Entwicklungsprozess der Koreanischen Malerei durchdrungen ist, und deren eigenes Darstellungsprinzip zu Eigen zu machen. Das Studium der Tradition der Koreanischen Malerei zielt darauf, die Wirklichkeit gemäß den Gedanken und Gefühlen der Koreaner darzustellen, deshalb sollten die Maler große Aufmerksamkeit darauf richten, wie sie die Malweise der Koreanischen Malerei zur Geltung bringen können."
17.02.2011, 01:49
Das die Maler ihr Handwerk verstehen bestreitet ja auch keiner, aber die Vorgaben der Regierung sind nicht besonders inspirativ.....
17.02.2011, 08:14
(16.02.2011, 22:07)dprk schrieb: Kim Jong Il schreibt über die Koreanische Malerei in seinem Werk "Über die bildende Kunst": ... Laut Kim Jong Il schildert die (nord)koreanische Malerei die (nord)koreanische Wirklichkeit bzw. fordert einen Realismus in der künstlerischen Darstellung ein. Abgesehen von Landschafts-, Blumen-, oder Tempeldarstellungen erwecken jene (nord)koreanischen Bilder, die das tägliche nordkoreanische Leben darstellen, zumindest bei mir eher den Eindruck einer herbeigesehnten Realität, eines Idealismus bishin zur plumpen Propaganda (stets wohlernährte, gut gekleidete, lächelnde, stolze, kraft strotzende Arbeiter, Soldaten, Intellektuelle, Frauen, Kinder ...) Falls jemand von euch mal nach London kommt, sollte er (sie) auch das British Museum (der Eintritt dort ist gratis) besuchen. Es ist das einzige (?) Museum in Europa, welches eine (wenn auch bescheidene) permanente Ausstellung mit Kunst aus Nordkorea (Bilder und Töpfereiwaren im Stile des sozialistischen Realismus) zeigt ! Hier ein Bericht des Direktors des British Museum über seine Reise nach Pyongyang vor Eröffnung der Nordkorea-Ausstellung: http://www.baks.org.uk/Anderson%20in%20Pyongyang.pdf Detail am Rande: der ganze Korea-Saal im British Museum wurde es kurz zuvor eröffnet und mit Geldern der südkoreanischen Korea Foundation finanziert, die dann ein Protestschreiben gegen die Ausstellung "nordkoreanischer Propaganda" unter den übrigen koreanischen Kunstwerken an das Museum schickte: http://english.whatsonkorea.com/include/...ws&aid=105
17.02.2011, 12:41
(16.02.2011, 22:07)dprk schrieb: Man hat in Nordkorea ein anderes Verständnis davon, was Kunst ist. Das ist einigermaßen nachvollziehbar und trifft sicher für auch alle möglichen Bereiche zu, wie Literatur, Film, Fotografie, Theater.....und nicht zuletzt auch Musik. Was Kim Jong Il zur Kunst/Malerei schreibt, ist wenigstens gewählter ausgedrückt, als das seinerzeit 1965 von W. Ulbricht gesprochene "Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen." (17.02.2011, 08:14)Kuwolsan schrieb: Abgesehen von Landschafts-, Blumen-, oder Tempeldarstellungen erwecken jene (nord)koreanischen Bilder, die das tägliche nordkoreanische Leben darstellen, zumindest bei mir eher den Eindruck einer herbeigesehnten Realität, eines Idealismus bishin zur plumpen Propaganda (stets wohlernährte, gut gekleidete, lächelnde, stolze, kraft strotzende Arbeiter, Soldaten, Intellektuelle, Frauen, Kinder ...) Ich meine, dem ist nichts hinzuzufügen. Martin
17.02.2011, 15:46
(17.02.2011, 12:41)Martin schrieb:(16.02.2011, 22:07)dprk schrieb: Man hat in Nordkorea ein anderes Verständnis davon, was Kunst ist. Wobei ich bei "man" und dem "anderen Verständnis" eher an die dort herrschende Politik und den uns zugänglichen nordkoreanischen Publikationen denke. Für die Künstler selber trifft dieses "andere Verständnis" - vermute ich - weniger zu. Ich sah in Wien öfters die Vorstellungen der nordkoreanischen Musikstudenten. Da dirigierten die jungen Nordkoreaner Orchesterwerke von Debussy (also was impressionistisches) oder Richard Strauss und Richard Wagner und das mit großer Kenntnis der Musik und ihres Inhaltes. Die Künstler kennen und beherrschen die ganze Bandbreite ihres Metiers, produzieren auch ihre vielfältigen Werke, nur erfahren wir dann nur solche Themen oder Inhalte zur nordkoreanischen Kunst, welche die dort Publizierenden verfassen können-dürfen. |
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