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Wildwest-Manieren zwischen Nordkorea und China
#1
Nicht nur zwischen Süd- und Nordkorea, auch zwischen Nordkorea und China bringt das Meer und seine Ausbeutung einiges an Problemen mit sich:
http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-china-18099658

Vielleicht kann uns "Blauer Apfel" den nur in chinesischer Sprache vorliegenden Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zusammenfassen:
http://news.xinhuanet.com/world/2012-05/...967766.htm

Bin schon neugierig, ob es auch von nordkoreanischer Seite dazu eine Stellungnahme geben wird?
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#2
Jetzt habe ich selber einen englischen Text des chinesisch-nordkoreanischen See-Zwischenfalls auf einer chinesischen Website gefunden:

DPRK urged to guarantee rights of fishermen

Hijackers take 29 Chinese hostage, demand nearly $200,000 ransom

China on Thursday urged the Democratic People's Republic of Korea to guarantee the legitimate rights of Chinese crewmen of fishing ships, as a DPRK gunboat hijacked three boats with 29 Chinese fishermen onboard and demanded 1.2 million yuan ($189,800) for their release.

"China is keeping close contact with the DPRK via relevant channels, and we hope this problem will be appropriately resolved as soon as possible," Chinese Foreign Ministry spokesman Hong Lei said at a regular news conference.

There has been no official confirmation about the identities of the people who carried out the seizure of the boats.

Previously, one ship owner whose surname is Zhang told the Chinese-language newspaper the Global Times that hijackers called him on Tuesday, urging the payment of ransom and threatening to "dispose of" the hostages.

He also said that citizens from both the DPRK and China are among the hijackers. "They are carrying guns, and those hijacked fishermen, who are locked in cells without any food, dare not resist," he was quoted as saying.

Sun Caihui, owner of one of the three fishing boats hijacked in the Chinese section of the Yellow Sea on May 8 and dragged to DPRK waters, said the DPRK gunboat, which has the ship number "No.189" painted on the side, was manned by armed men in blue hats and uniforms.

"The gunboat's size is similar to Chinese maritime surveillance boats and it seems to have about 1,000 horsepower," he said, mentioning that he was not on the boat when the seizure took place.

He told China Daily that seven boats were towed away from May 8 to May 10 - four of which have returned after paying what he described as "ransom". But he did not specify the exact amount, saying his boat was still in the hands of the DPRK. "Now we can't get in touch with them (the fishermen)," he said.

He emphasized that the vessels were fishing in Chinese waters, about 10 nautical miles from the maritime boundary between the two countries, when the seizure took place in what was long considered a traditional Chinese fishing area.

A source with Liaoning Marine Fisheries Office, who requested anonymity, said: "These kinds of incidents are commonly seen" in the waters off the maritime boundary between China and the DPRK, "but it is quite uncommon for the DPRK to seize Chinese people in Chinese waters".

The hijackers, still holding the boats and crewmembers, initially demanded payment of 400,000 yuan for each boat, then lowered their request to 300,000 yuan for each and set a deadline of Thursday, said Zhang, the ship owner.

It was not the first occurrence of this type of incident between the two sides, according to Zhang, and he said Chinese ships owners usually paid the "ransom" through private channels. There were many individuals and even companies involved in the previous cases. On many occasions, these people were well connected to DPRK marine forces.

Coast guards in northeastern China's coastal Liaoning province said they were in contact with the DPRK captors, but declined to comment further, China National Radio reported.

So far the DPRK has remained silent on the seizure incident.

Dong Manyuan, a researcher with the China Institute of International Studies, said this incident, individual in nature, would not affect political ties between the two countries.

The Chinese government needs to establish some basic facts before making any further response, he said, adding that the diplomatic services should make strong representations to urge the DPRK to protect the safety of these fishermen.

In addition, Dong said China should further enhance its maritime surveillance and protection, and develop an emergency response mechanism to prevent such incidents.

cuihaipei@chinadaily.com.cn


(Quelle: http://europe.chinadaily.com.cn/china/20...325414.htm )
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#3
Das ist wirklich eine dubiose Geschichte.
In der Xinhua-Meldung steht auch nicht viel mehr. Die Identität der Kidnapper ist unbekannt, sie hätten sich per Satellitentelefon gemeldet und die Lösegeldforderung gestellt.
China steht mit den Nordkoreanischen Behörden in Kontakt, um die Geiselname zu beenden.

Im chinesischen Yahoo steht heute, Journalisten hätten bei der nordkoreanischen Botschaft in Beijing nachgefragt, die Botschaft sagte, sie hätte keine Informationen, sie wüßte auch nur aus den Medien über den Vorfall.
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#4
Nach Angaben des nordkoreanischen Außenministeriums ist der Zwischenfall bereinigt, die chinesischen Fischer sind wieder freigelassen, die Fischerboote auf dem Rückweg.

http://www.chinadaily.com.cn/china/2012-...340771.htm
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#5
(21.05.2012, 00:54)Blauer Apfel schrieb: Nach Angaben des nordkoreanischen Außenministeriums ist der Zwischenfall bereinigt, die chinesischen Fischer sind wieder freigelassen, die Fischerboote auf dem Rückweg.

http://www.chinadaily.com.cn/china/2012-...340771.htm

Im China Daily stand heute ein Bericht, dass für jedes Fischerboot 300 000 RMB Lösegeld gezahlt wurde. Die Nordkoreaner trugen Uniformen und haben alle Habseeligkeiten der Fischer in Beschlag genommen.
Der Diesel wurde abgezapft und nur soviel im Tank gelassen, dass die Fischer wieder nach China fahren konnten.
Sind ja Zustände wie in Somalia...
Waren das nun Angehörige der NK Armee oder einfach Geiselnehmer, die sich durch solche Aktionen ein Zubrot verdienen wollen?
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#6
Es wird berichtet, dass die Geiselnehmer automatische Waffen dabei hatten und vermutlich Marine Uniformen getragen haben. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich tatsächlich um nordkoreanisches Militär gehandelt hat, dass versucht hat, selbst für den Lebensunterhalt der Kaserne zu sorgen.

Es scheint ähnliche Vorfälle häufiger gegeben zu haben, nur dass die Nordkoreaner sonst halbwegs rechtmäßig chinesische Boote in den eigenen Gewässern abgefischt haben. Hier hat man die Boote in chinesischen Gewässern aufgebracht, was wohl auch dazu geführt hat, dass China den Fall öffentlich gemacht hat. Die Soldaten haben scheinbar versucht ihr Vorgehen nachträglich zu rechtfertigen, indem sie die Fischer gezwungen haben, ein Geständnis zu unterschreiben.

Achja, wenn hier der Eine oder Andere den korrupten westlichen Medien misstraut und daher Probleme mit der Quelle hat: Keine Sorge. Alle Infos über die Behandlung der chinesischen Fischer sind aus chinesischen Medien zitiert. Und denen kann man doch eher trauen, oder?

Quelle: http://blogs.wsj.com/korearealtime/2012/...-incident/

Was an der Sache zu bedenken ist: Ganz unabhängig davon, ob es sich bei dem Überfall um eine private Unternehmung oder eine halboffizielles militärische Aktion handelte: Was sagt das denn über die Kontrolle der Führung über das eigene Territorium. Entweder gibt es marodierende schwerbewaffnete Banden, die "quasi-somalisch" von nordkoreanischem Territorium aus agieren können, oder es gibt Militär, das so dreist ist, dass es damit die so wichtigen Beziehungen zu China in Gefahr bringt. Egal was es genau war, man wird sich in Pjöngjang wohl ein bisschen Gedanken machen....
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#7
Oder, jetzt von mir rein spekulativ, das Militär Nordkoreas - oder besser gesagt: ein kleiner Teil davon - wollte mit diesem "Vorfall" der aufkommenden neuen Politikerklasse zeigen, wer nach wie vor das Sagen im Lande hat, bzw. wie autonom sie immer noch ihre Aktionen durchführen können ...
Nordkorea bleibt halt weiterhin für alle Nachbarn unberechenbar.

... vielleicht hat Nordkorea - ohne es zu verlautbaren - auch gegenüber China seine Seegrenzen ausgeweitet, wodurch die Chinesen, ohne es zu wissen, nach Ansicht der Nordkoreaner plötzlich in nordkoreanischen Gewässern fischten ...

da ja nun auch das nordkoreanischen Außenministerium von einem "Vorfall" sprach, ist das ganze jedenfalls keine Erfindung "revisionistischer" Medien ...
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#8
Hm, für einen "kleine Hinweis" durch das Militär wäre das aber schon sehr offensiv gewesen. Das würde ich dann eher als offene Kampfansage sehen. Glaube ich eigentlich nicht, denn einerseits könnte ich mir nicht vorstellen, wie man das intern wieder friedlich auflösen kann und zweitens müssten da dann echt mächtige Leute hinter stehen. Dann würden wir sicherlich in näherer Zukunft mehr dergleichen sehen.

Die Sache mit der Seegrenze geht schon eher und ist wahrscheinlicher als zunächst gedacht. Wenn man sich das mal anschaut: http://chinaperspectives.revues.org/806 sieht man, dass es schon seit vielen Jahren ein latenter Konflikt um die Seegrenze im Gelben Meer schwelt (Pjöngjang beansprucht die 200 Meilen Wirtschaftszone, China wird Gegenargumente wie Karten oder Festlandsockel oder was man sonst noch so alles ins Feld führt haben). Von daher könnte es sogar sein, dass die nordkoreanische Marine nur auf die Idee kamen (von wem auch immer befohlen) die souveränen Rechte Nordkoreas in der 200 Meilen Zone durchzusetzen...
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#9
Eine kleine Rechtfertigung vielleicht für die Nordkoreaner: die Chinesen haben mit allen Anrainern ihres Seegebietes Ärger, weil die chinesischen Fischer sich so gar nicht an ihre zugewiesenen chinesischen Fanggebiete halten wollen. Das ist dort schon fast Tradition und insofern sicher zu ahnden.

Vielleicht hat sich aus diesem Grund aus dem Vorfall keine größere diplomatische Krise ergeben- weil sich beide etwas vorzuwerfen haben?
Nur eine Vermutung von mir, zusätzlich zu Euren höchst nachvollziehbaren Anmerkungen.
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#10
Da hast du natürlich recht. Die chinesischen Fischer haben ja nicht ohne Grund auch massive Schwierigkeiten mit den Südkoreanern. Man konnte ja auch irgendwo lesen, dass "Vorfälle" wie dieser nicht selten sind. Aber eben auf nordkoreanischem Territorium. Dieses Mal war es zumindest nicht in unumstrittenem Gebiet, sondern irgendwo in Gewässern, die China zu seinen eigenen zählt.
Und naja, Schiffe in fremden Gewässern zu kapern ist selbst für nordkoreanische Verhältnisse recht spektakulär.

Das mit der diplomatischen Krise sehe ich allerdings etwas anders. Es ist ja schon irgendwie krisenmäßig, dass Peking die Geschichte publik gemacht hat. Das war ein eindeutiges Zeichen an Pjöngjang und es war auch klar, dass die chinesische Öffentlichkeit (z.B. die Global Times, aber natürlich auch die Leute auf Weibo) Konsequenzen fordern würden.
Außerdem muss bedacht werden, dass die Fischer zu dem Zeitpunkt, als die Geschichte öffentlich wurde schon seit einer Woche in Gefangenschaft waren. Vermutlich wird man zuerst versucht haben das in Ruhe auszuhandeln und irgendwann hat es den Chinesen dann gereicht. Auch das klingt eher nach Spannung.
In einigen Hinterköpfen dürfte die Geschichte zumindest haften bleiben. Wenn es auch keine direkten Konsequenzen gibt, dann könnte es doch, wenn es dann weitere Probleme geben sollte (z.B. ein Nukleartest), passieren, dass man dann vielleicht schneller die Geduld mit dem unzuverlässigen Alliierten verliert.
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