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Beobachtungen in Nordkorea
#1
Einige Bemerkungen zu den nordkoreanischen Menschen: Bereits am 2. Tag unseres Nordkoreaaufenthaltes, als wir das Mausoleum besuchten, fiel mir auf, dass außergewöhnlich viele nordkoreanische Gesichter, in die ich blickte unbebrillt waren. Auch bei jperazors Massentanz-Szenenfotos fällt mir das wieder auf.
Spaßeshalber habe ich einmal "Gruppenfoto" gegoogelt, und einige große Fotos aus Deutschland angesehen, um das Verhältnis Gesichter mit Brille gegen die Anzahl Personen ins Verhältnis zu setzen. Bei 5 solcher Gruppenfotos kam ich auf durchschnittlich 27 Prozent Menschen MIT Brille. Dabei könnte das Verhältnis durch einer gewissen "Dunkelziffer" Kontaktlinsenträger noch höher sein.
Beim Mausoleumsbesuch sah ich viele Gruppen völlig unbebrillter und hin und wieder ein, zwei Leute mit Brille dazwischen. Auf einem von mir gemachten Gruppenfoto, dass eine große Gruppe bei der Gruppenfotoinszenierung zeigt, hat niemand eine Brille auf:
   
Ist schlechtes Sehen ein mitteleuropäisches Problem, dass so viele Menschen eine Brille benötigen, oder ist die Sehschärfekorrektur mittels Brille eine Art Luxus, der in anderen Ländern nicht so ganz konsequent und nötig gesehen wird? Ist es nicht auch so, dass junge Leute, die aus aller Herren Länder zu uns zum Studieren kommen, sich außer Wintersachen besorgen, ggf. auch als erstes eine Brille anpassen lassen müssen?
Mir ist das in Nordkorea vielleicht auch aufgefallen, weil gerade dort oft Menschen in großen homogenen Gruppen zu sehen sind, was woanders eher selten vorkommt.

Desweiteren hatte ich in jperazors Foto-Thread bereits angesprochen, dass die nordkoreanischen Männer in der Lage sind, entspannt hinzuhocken und dabei die gesamte Fußsohle auf dem Boden aufgesetzt zu behalten. (Frauen hab ich nicht in dieser Pose gesehen) Wie ich bereits schrieb, probierten wir europäischen
Männer erfolglos die Hockposition aus, um herzliches Gelächter dafür zu ernten. Die entspannte Hockhaltung fiel mir bei folgender Situation auf, die ich sofort im Foto festhielt. Ein Bild, das mir in Mitteleuropa unmöglich scheint:
   
Der Erfahrung nach ist für unsereinen diese Hockhaltung eher unbequem. Mit dieser Feststellung entdeckten wir erst das Aufsetzen der gesamten Sohle, während
wir lediglich auf den Spitzen hocken können, weil nur das die Länge unserer Achillessehne zulässt.
Probiert mal diese Hockhaltung mit voller Sohle aus, und Ihr werdet feststellen, dass man - wenn überhaupt - höchstens mit gespreizten Oberschenkeln und vorgehaltenen Armen so hocken kann. Ausnahmen bestätigen die Regel....
Ich meine aber, dass jeder, der traditionsgemäß hockend isst, kocht, arbeitet usw. diese Pose auch gewohnt ist und da sind Nordkoreaner nicht die einzigen, während wir vielmehr sitzen....

Martin
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#2
Ja, das mit dem Hocken ist immer recht interessant. Gutes Bild dazu. Selbst ein junger Europäer steht nach ein paar Minuten gern wieder auf, weil es überall zwickt. Und die Original-Korea-Hockhaltung zu versuchen mit dem Fuß richtig am Boden endet bei uns Europäern in einem Purzelbaum. Praxis-Problem ist das Essen im Folklore-Hotel in Kaesong, da weiß man als europäischer Touri wirklich nicht wie man das anstellen soll, weil eigentlich jede Hock-Haltung für uns unbequem ist :-)
Wie sind eure Beobachtungen in China dazu? Da ist mir dieses Hocken noch nicht so häufig aufgefallen, scheint ziemlich koreanisch zu sein.

Mit der Brille habe ich die Theorie, dass durch die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten das eingeschränkte Sehen das Leben in der Hinsicht nicht so einschränkt wie bei uns. Wir brauchen die Brille in der Nähe zum Lesen, dem koreanischen Arbeiter wird die Zeitung beim Antreten vor der Arbeit vorgetragen. Wir brauchen die Brille in der Entfernung zum Autofahren, das macht in N-Korea nur eine Minderheit als Beruf. Die in der Verwaltung etc beschäftigten Personen tragen auch in N-Korea häufig eine Brille (oder auch die Bedienungen), deshalb scheint mir in Pyongyang die Brillendichte größer zu sein, auf dem Land sind Brillen wirklich selten. Aber in der Zeit, als bei uns auf dem Land auch noch fast alle Personen in der Landwirtschaft waren, hat man da bei uns auch gespart oder geschlampt. Vielleicht ist das vergleichbar. Interessant wäre, ob die Landbewohner von sich aus das als nicht notwendig sehen oder ob das die staatliche Gesundheitsversorgung bei den Landarbeitern als nicht notwendig sieht.
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#3
Hier in Deutschland, wenn ich Asiaten mit grosser Brille und altmodischem Gestell sehen, sind das meist Chinesen. Herrscht in China eine so hohe Brillendichte unter Maennern? Chinesinnen mit Brille sehe ich selten. Wenn ich Asiatinnen mit Brille sehe, kommen diese meist aus Suedkorea. Soweit meine (subjetkvien) Beobachtungen, zumindest hier aus Deutschland.
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#4
Brillen sind in China weit verbreitet, gilt auch etwas als Statussymbol. Chinesen denken sie sehen damit gebildeter aus. Bei normalen Arbeitern sieht man Brillen eher selten. Junge Leute tragen oft auch Brillen mit Fensterglas, gerade unter Studenten sehr beliebt.
Statussymbole sind in China gang und gebe, wenn ein Chinese ins Restaurant geht kauft er vorher meist teure Zigaretten (bis 20 € die Schachtel), um die anderen am Tisch zu beeindrucken. Auch der Schlüsselbund an der Hose sagt aus, dass man etwas besitzt was sich lohnt zu verschliessen. Rolleyes

Hockende Chinesen sehe ich jeden Tag hier. Telefonierend, rauchend oder einfach Pause machend. Da ich zu 50% Hockklos benutze (ausser in meinem Apartment halt), hab ich keine Probleme mit meinen Achillessehnen Big Grin. Lässt sich auch schwer machen auf Zehenspitzen auf dem Klo zu hocken. Ist auch ein gutes Training für den Abfahrtslauf im Winter.
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#5
Fast habe ich den Eindruck dass, die Chinesen so **** auf´s materielle sind dass, sie nicht anders können um anerkannt zu werden. Arme Säcke. Dabei merken die nicht wie sehr die sich selbst und den Rest der Welt dabei zerstören...
**** so für G-E-I-L stehen :-)
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#6
Bei den Fotos 9626 und 9627 in jperazors Fotoverzeichnis Nr.12 fällt noch eine Sache auf, die es wahrscheinlich sonst nirgendwo anders zu sehen gibt.
Das betrifft das Antreten und Laufen in Reih und Glied nicht nur bei Uniformierten, sondern auch bei Zivilisten. In Kindergarten und Schule gelernt und bei der Armee vervollkommnet, steckt dieses Verhalten bei Bedarf oder Aufforderung "in den Knochen" und ist sofort abrufbar.
Bei uns Touristen wollte man es beim Mausoleumsbesuch und in Panmunjom ebenfalls so, dass wir in irgend so einer Formation laufen sollten, was natürlich nie so richtig durchsetzbar war und klappte.
Als geborener und "gelernter" DDRler war ich diese Gruppenformationen auch vom Kindergarten an, über den Schulfahnenappell bis zum Exerzierunterricht bei der Armee gewohnt.
Werden im Sport solche Dinge noch praktiziert, also bei Eröffnungsfeiern zu Olympiaden o. ä, oder auch das Auflaufen der Mannschaften beim Fußball? Da ich nicht sportinteressiert bin und sowas so gut wie nie im Fernsehn schaue, weiß ich das nicht so richtig.

Martin
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#7
(28.07.2011, 07:18)jperazor schrieb: Fast habe ich den Eindruck dass, die Chinesen so **** auf´s materielle sind dass, sie nicht anders können um anerkannt zu werden. Arme Säcke. Dabei merken die nicht wie sehr die sich selbst und den Rest der Welt dabei zerstören...
**** so für G-E-I-L stehen :-)
jetzt mach mal halblang. Ich würde mal sagen, "Gesicht" zu machen ist in ganz Asien kulturell verwurzelt. Die Nordkoreaner würden das bestimmt auch, wenn sie könnten.

Warum die Chinesen mit Brillen und Schlüsselbünden nun die Welt zerstören, leuchtet mir nicht ganz ein...

(28.07.2011, 10:59)Martin schrieb: Das betrifft das Antreten und Laufen in Reih und Glied nicht nur bei Uniformierten, sondern auch bei Zivilisten....
Dieses "sich in Reih und Glied" aufstellen, findet man auch in anderen Ländern. In Großbritannien wartet man so auf den Bus (angeblich; ich war selbst noch nicht dort). Und in Hongkong ist es auch so. Das haben die wohl von den Briten übernommen.

Dass man sich im Kindergarten (und bei mir war es auch in der Grundschule so) aufstellen muss, ist doch normal (dort noch mit Händchenhalten).

Die Frage ist, warum Erwachsene das so handhaben. In Großbritannien ist das meines Wissens, um eine absolute Fairness zu gewährleisten (so wie man gekommen ist, darf man auch in den Bus). In Nordkorea hat das sicherlich andere Gründe. Steinigt mich wenn ich es falsch sehe oder zu kritisch bin, aber ich sehe darin ein Indiz für eine weitgehende Militarisierung der Gesellschaft.
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#8
(28.07.2011, 17:56)Schwabe schrieb: Warum die Chinesen mit Brillen und Schlüsselbünden nun die Welt zerstören, leuchtet mir nicht ganz ein...

Peking (und sichert nicht nur Peking) ist auch Stadt der Audi-Flotte

(28.07.2011, 17:56)Schwabe schrieb: Dass man sich im Kindergarten (und bei mir war es auch in der Grundschule so) aufstellen muss, ist doch normal (dort noch mit Händchenhalten).

Ja? Auch heutzutage noch?

(28.07.2011, 17:56)Schwabe schrieb: In Großbritannien ist das meines Wissens, um eine absolute Fairness zu gewährleisten (so wie man gekommen ist, darf man auch in den Bus). In Nordkorea hat das sicherlich andere Gründe. Steinigt mich wenn ich es falsch sehe oder zu kritisch bin, aber ich sehe darin ein Indiz für eine weitgehende Militarisierung der Gesellschaft.

Ich sehe das eigentlich genauso, auch wenn es "nur" eine äußerliche Form ist. Auch Waffen als Kinderspielzeug und Kindersachen, gleich kleinen Uniformen bestätigen das.
Das disziplinierte Anstehen an der Bushaltestelle hat m.M. nach nichts mit der Bildung einer Formation in "Reih und Glied" zu tun, ist auch keine "militärische" Disziplin gegenüber einem "Gruppenführer", sondern wirklich reine Fairness, genauso wie das damalige Anstellen in der DDR vor Läden und Ständen, wenn es irgendetwas zu kaufen gab, das nur selten im Angebot war.

Martin
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#9
(28.07.2011, 17:56)Schwabe schrieb:
(28.07.2011, 07:18)jperazor schrieb: Fast habe ich den Eindruck dass, die Chinesen so **** auf´s materielle sind dass, sie nicht anders können um anerkannt zu werden. Arme Säcke. Dabei merken die nicht wie sehr die sich selbst und den Rest der Welt dabei zerstören...
**** so für G-E-I-L stehen :-)
jetzt mach mal halblang. Ich würde mal sagen, "Gesicht" zu machen ist in ganz Asien kulturell verwurzelt. Die Nordkoreaner würden das bestimmt auch, wenn sie könnten.

Schliesse mich der Meinung an. In vielen asiatischen Laender findet sich eine Gesellschaft, die sehr materiell denkt und wo Statussymbole sehr wichtig sind. Das ist nicht nur im kommunistischen China so, sondern auch in Vietnam, natuerlich in den kapitalistischen Hochburgen Sued-Korea und Taiwan, den Philippinen (durch US-amerikanischen Kolonialeinfluss auch sehr kapitalistisch gepraegt).

Mir fallen immer wieder Asiatinnen (hier in Deutschland auf), die mit Louis Vuitton Taschen durch die Strassen stackseln. Dabei ist das pures Plastik! Aber Statussymbol und kostet mehere hundert, manchmal 1000 und mehr Euro.
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#10
@Schwabe: War diese WE in London, und an der Bushaltstelle stellen sich die Leute sowie hier an. In Reih und Glied auch nicht... In der Bahn, genau wie hier, rennen die um einen Platz zu bekommen. Ältere Damen und Herren dürfen dann auch stehen bleiben, Briten Höfflichkeit bleibt auf die Strecke ...

Ich meine bei den Chinesen ist es echt extrem! Studenten, etc. mit Louis Vuitton, nur Fake. Hauptsache es sieht aus als ob ...

Habe in Peking damals einen Neuseeländischen Geschäftsmann getroffen. Exportiert in China Trockenfleisch und Wein aus NZ. Er meinte, die Chinesen kaufen alles und zu jedem Preis sobald nicht "Made in China" draufsteht!!! Er verkauft dort Weine die in NZ 10 $ kosten für 100 $ ... Gutbetuchte zahlen auch mal locker 1000 $ für einen Weinen, solange made irgendwo in der Welt ...

Er meinte auch dass, es Chinesen gibt die sich für > 50 € ein D&G T-Shirt kaufen in Peking, was auch dann Made in China ist, aber trotzdem Original von D&G, aber halt Made in China. Hauptsache D&G & Co ...

Mir ist dabei aufgefallen, auch wenn ich nur Peking und Dandong gesehen habe dass, die Chinesen dabei nicht viel Wert auf Ihre Umwelt setzen ... Hauptsache schnell, modern und "In". Die paar Parks die ich gesehen habe sahen aus wie Hiroshima nach Abwurf der Bombe ... Marode Landschaften, trocken, und am Eingang eine riesen Leinwand mit Blumen, damit die Leute sich davor stellen können und Fotos machen ... wie originell ...! Dafür verlangen die noch Geld, für den Eintritt ...

Naja, ich freue mich in diesem Sinne auf die baldige Reise ins kleine Nachbarland Taiwan was nur so an Wäldern, Bergen, Wasserfällen, etc. besteht! Da sollen sich die Chinesen ruhig selbst kaputt machen ... David gegen Goliath sage ich da nur! Dabei hat der David schon mit Foxconn das größte Elektronik Unternehmen der Welt auf die Beine gestellt, und produziert beim Goliath um das eigene Land zu verschonen ... Klein aber fein!
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