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"Heimkehr" nach Nordkorea
#21
@Kuwolsan
von wann bis wann verweigerte Südkorea die Aufnahme von Rückkehrwilligen aus Japan und warum?

Direkt nach dem Krieg, von 1945-48 kehrte ein großer Teil der Koreaner, vor allem der von den Japanern während des Krieges verschleppten Arbeiter, nach Korea zurück. Die Mehrzahl in den Süden, aus dem sie ursprünglich stammten. Schätzungen gehen in die Richtung 1 bis 1.4 Mio.
(siehe u.a. http://spice.stanford.edu/docs/koreans_in_japan/)

Wenn Koreaner, die ursprünglich aus dem Süden kamen, aus Mangel an Alternative in den Norden gingen, wenn Nordkorea sozusagen für sie nur zweite Wahl war, waren sicherlich Konflikte nach der Übersiedlung (meisten wird der Begriff "Repatriation" verwendet, also schon "Rückkehr") vorprogrammiert.

Spätestens 1965 mit der Aufnahme japanisch-südkoreanischer diplomatischer Beziehungen, nach der Japan die in Japan lebenden Koreaner dazu drängte, die südkoreanische Staatsbürgerschaft anzunehmen, sollte eine Übersiedlung nach Südkorea wieder möglich geworden sein.

In diesem Zusammenhang interessant ein Blick auf die Webpage der Chongryon (www.chongryon.com)
Rechts oben wird mit der Flagge Nordkoreas das Vaterland vorgestellt, beim Anklicken kommt man direkt auf die Werke von Kim Il Sung.
Auch wenn der Einfluß der Chongryon in den letzten Jahren deutlich gesunken ist, nirgendwo sonst auf der Welt hat Nordkorea so viel Unterstützung wie in der koreanischen Community in Japan.
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#22
Zu dem Komplex der „Rückkehrer nach Nordkorea“ gibt ein Buch:

Exodus to North Korea: Shadows from Japan's Cold War

Autorin: Tessa Morris-Suzuki

Link: http://japanfocus.org/-Tessa-Morris_Suzuki/3541
http://exodustonorthkorea.wordpress.com/...rth-korea/

Beschrieben wird besonders die Arbeit des Roten Kreuzes von Japan und Nordkorea und die politischen Strömungen in Japan.

Zur Weigerung von Südkorea schreibt diese Quelle: „ South Korea in particular refused to accept Koreans who were scheduled for deportation because they had broken the law in Japan, and this led to an intensifying dispute during which, from October 1954, South Korea began to refuse to accept any Korean deportees from Japan at all. As a result, the number of Koreans held in the Immigration Bureau’s Ōmura Detention Centre rose from 413 at the beginning of 1954 to 1,383 at the beginning of 1957.“

Zeitzeugen gibt nur wenige, aber es scheint so, dass ein Vielzahl der Rückkehrer in Nordkorea schlecht behandelt wurden. Siehe: http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/2631839.stm, daraus ein Zitat:“ "It wasn't long before those of us who had come from Japan became homesick and wanted to return," Mr Aoyama said.

"Some of them ran a petition pleading with (then-North Korean leader) Kim Il-sung for permission to go back. They were all sent to prisons, concentration camps.

"In 1964 a close friend of mine was caught listening to Japanese radio.

"That night he was taken to a camp. The next day, the police returned for his family and hauled them and a few family possessions into the back of a truck.

"That was the last we saw or heard of them," Mr Aoyama said.

According to Japanese research about 10,000 Japanese Koreans disappeared in this way. „

Aus einer anderen Quelle: „A particularly disturbing aspect of the repatriation story is the fact that the Japanese government and Red Cross became aware within the first year of the scheme that many “returnees” to the DPRK were facing severe poverty and hardship on their arrival. Indeed, by 1961 the government was actually quoting letters sent by “returnees” to their relatives in Japan in its intelligence assessments to demonstrate the parlous state of the North Korean economy. Yet neither the Japanese government nor the Red Cross nor Sōren did anything to stop or slow the scheme, or to warn departing Koreans of the fate that awaited them.

If economic and political conditions had later improved, then the memories of that first shock of arrival might have faded. But in fact, things grew worse. The “returnees” from Japan came to be regarded by the North Korean government as unreliable citizens or (worse still) as spies. Many were “sent over the mountains”: an ominous phrase which can mean anything from being sent to work in a remote and impoverished village to being incarcerated in one of North Korea’s expanding labour camps.“ http://www.japanfocus.org/-tessa-morris_suzuki/3241
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#23
Südkorea ist nur seit 1948 ein souveräner Staat, Japan erst ab 1952!
Vorher waren beide von der amerikanischen Militärverwaltung regiert; die interessierte sich wenig um die Rückwanderung der Koreaner aus Japan.
Und 1945 sah noch kein Koreaner die unglückliche und so lange andauernde Teilung des Landes voraus, damals dachte jeder Koreaner nur an ein "1" Korea!

Die Stockung der Rückkehr trat also erst mit dem Entstehen der souveränen Staaten im Fernen Osten auf.

Was war 1948 passiert? Es gab den blutigen Aufstand auf der Insel Cheju/Jeju. Auf dieser kleinen Insel war die Bevölkerung aufgrund der rückkehrenden Koreaner aus Japan von 1945 bis 1948 von 200.000 auf 300.000 Einwohner angewachsen. Nach dem Aufstand verließen wieder 100.000 Koreaner die Insel - nach Japan!
Auch in Yeosu an der Südküste der Halbinsel erhob sich 1948 ein großer Aufstand.
Gleichzeitig kamen aus Nordkorea mehr Flüchtlinge als dorthin abwanderten.
Rhee Syng-Man war damit konfrontiert, für die rasch zunehmende Bevölkerung genügend Arbeitsmöglichkeiten, Unterkünfte und Essen zu finden und war damit überfordert. Ihm waren die "rechten" Flüchtlinge aus Nordkorea lieber, als das "linke koreanische Proletariat" aus Japan.
Dann kam der Korea-Krieg dazwischen und die in Japan verbliebenen Koreaner konnten ohnehin nicht nach Korea zurück. Nach dem Koreakrieg wollte die nun souveräne japanische Regierung die Koreaner loswerden, das Südkorea des Rhee Syng-Man wollte oder konnte aus oben genannten Gründen die "linken" Koreaner, die Japan zuerst loswerden wollte, nicht aufnehmen.
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#24
@Kuwolsan
danke für die Informationen.
Das ist eine der vielen Tragödien in der Geschichte, die aus dem Bewußtsein der Weltöffentlichkeit weitestgehend verschwunden sind.

Noch ein Aspekt am Rande:
In dem oben von mir verlinkten Bericht von SPICE Stanford steht

In the late 1950s, Soren (Chongryon) launched a repatriation project that dispatched a total of 93,340 people to North Korea, including 6,731 Japanese.

Wobei nicht klar ist, ob es sich um ethnische Japaner (Familienangehörige von Koreaner) oder um Koreaner mit japanischer Staatsangehörigkeit handelte.
Jedenfalls scheint Nordkorea damals bereit gewesen zu sein "Ausländer" aufzunehmen, und (so ist jedenfalls zu vermuten) die koreanische Staatsbürgerschaft zu geben.
Das steht im Gegensatz zu den wenigen deutsch-koreanischen Paaren, die nach Korea (zurück)gingen, die es sehr viel schwerer hatten sich in Nordkorea niederzulassen.
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#25
Das waren Mischehen, hauptsächlich Japanerinnen, die Koreaner geheiratet hatten.
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#26
(13.12.2012, 08:08)Kuwolsan schrieb: Eine Frage dazu an Rolle:
Hattest du während deines langen Aufenthaltes Gelegenheit, dich länger mit aus Japan kommenden Koreanern zu unterhalten?
"Kernbeisser" informiert über die "Hitachi-Straße" in Pyongyang, jener Gegend, die im Pyongyanger Volksmund wegen der dort angesiedelten "japanischen Koreaner" so genannt wurde/wird. Fiel dir dort auch, alleine optisch, ein Unterschied zum restlichen Pyongyang auf?

Lass es mich so sagen. Die Chongryon Leute waren kulturell ( im Sinne der Organisation ) sehr aktiv, Filmvorstellungen, Museumsführungen, insbesondere der Kulturattache hatte regen Kontakt. Sie trugen ( damals ? ) ein besonders KIS-Abzeichen, hatten Ausländer-Won, waren also im Diplomatenshop, der Kimchi-Bar etc öfters anzutreffen. Viele, aber keine Massen. Die Hitachi-Strasse sagt mir aber nichts. Wo soll die Strasse sich befunden haben ?
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#27
Ich habe mich wahrscheinlich mißverständlich ausgedrückt:
ich meinte nicht die Chongryon-Koreaner, die mal kurz für eine Woche zu Besuch aus Japan nach Nordkorea kommen, sondern jene Koreaner, die in den 60er Jahren aus Japan kommend dauerhaft nach Nordkorea übesiedelten (wie zB Ko Yong-Hui und ihre Familie).

Zur Hitachi-Straße in Pyongyang:
http://www.flickr.com/photos/kernbeisser/4120996255/
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#28
Nein, nicht bewusst jedenfalls. Die Einzige von der ich weiss dass ihre Familie aus Japan übergesiedelt war, war die Kinderärztin meines Kindes, Ausländerkrankenhaus.
Das vielleicht viele Übersiedler dort wohnen, kann ich mir vorstellen, dass die Gegend diese Tatsache äusserlich widerspiegelt, nicht. Schon alleine wegen den " Inminban".
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