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25.10.2012, 11:35
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.10.2012, 11:46 von K70-Ingo.)
(24.10.2012, 22:11)Leser schrieb: Ansonsten: nach Deiner Schilderung könnte diese Verbeesserung der Versorgungslage mit den zahlreichen, kleinen Privathändlern zu tun haben. Wie siehst das Du oder Deine Gesprächsparter?
Da sehen alle so, es wird aber nicht offen ausgesprochen, weil es immer noch der offiziellen Ideologie zuwiderläuft. Aber auch in den staatlichen Läden und denen der Landwirtschaftskooperativen (üblicherweise kleine Stände, so wie hierzulande auf Weihnachtsmärkten) sind Waren vorhanden. Recht neu sind die überdachten Stände abseits der großen Sehenswürdigkeiten wie der Mansudae-Statuen, wo junge Mädchen gekühlte Getränke und ab und zu sogar frischgepreßte Säfte und Eis verkaufen.
Es ist immer noch nicht gewünscht, daß ausländische Touristen die Geschäfte für Einheimische oder den legendären Tong-Ri Markt besuchen. Schade, denn das wäre ein Highlight. Nicht nur wegen der Warenvielfalt, auch wegen des bunten Treibens an sich. Da soll richtig was los sein, das echte Leben sozusagen. Aber alle Händler dort sind privat, das ist der Hauptgrund für die ablehnende Haltung der Verantwortlichen.
Wir gaben den Reiseführer unsere Auffassung mit, daß Besuche von Touristen dort und der staatlichen Läden hilfreich gegen die im Ausland allgemein vorherrschende Meinung wäre, daß es in Nordkorea nichts zu kaufen gibt und die Leute für Reis und Wasser anstehen müssen.
Daher nur von außen geknipst, zwei Läden in Wonsan. Die anderen Läden dieser Größenordnung in anderen Orten und deren Angebot sahen nicht viel anders aus, wie wir das bei Blicken durch die Schaufenster erkennen konnten.
Hier, einmal unauffällig aus der Hüfte fotografiert, das typische Angebot der Einzelhändlerinnen. Dieses Foto stammt von dem großen Picknickplatz unterhalb des Aussichtsberges über Pjöngjang:
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Hallo Ingo,
ich kann ja so manche Dinge die Du hier beschreibst kaum glauben, so anders klingen diese im Verhältnis zu dem was ich noch gesehen habe. Und das ist ja auch nicht so lange her! Grundsätzlich aber freue ich mich über jeden Deiner Sätze, in den Besseres steht, im Vergleich zu dem, was ich damals gesehen habe! Wobei ich schon so einigermaßen Zweifel habe, wie nachhaltig das ganze auch ist, ob das so zusagen nicht nur ein kurzes Strohfeuer ist. Irgendwie kann ich mir nicht erklären, woher plötzlich das Geld dafür kommt, was praktisch vor einem Jahr noch nicht da war. Die Wirtschaft wird dies innerhalb eines Jahres nicht zusätzlich eingespielt haben und Kredite werden es auch nicht sein, wie Blauer Apfel schon bemerkte! Meine Frage nach unbeobachteten Gespräche zielte nicht auf bespizelungsfreie Gegenden, sondern mal auf Gespräche mit Einheimischen oder Diplomaten im DC ohne Reisebegleitung ab.
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in dem Zusammenhang eine Geschichte aus China:
So um das Jahr 1978 wurde in der Stadt Chongqing, damals schon ueber 10 Mio. Menschen, der Direktverkauf von Lebensmitteln durch Bauern aus dem Umland der Stadt erlaubt.
Innerhalb von 3 Monaten (!) war jeder freie Platz in der Stadt von freien Bauernmaerkten in Beschlag genommen, auf einmal gab es Obst und Gemuese in einem Ausmasse, was sich vorher keiner vorstellen konnte, Jahre spaeter noch standen Besucher vom "grossen Bruder" Sovietunion, die damals ja eigentlich viel entwickelter war als China, mit offenem Mund vor diesen Maerkten, das war in der SU damals auch unvorstellbar.
Fazit: wenn Beschraenkungen wegfallen (Kleinhandel), die dogmatisch und nicht sinnvoll waren, und dabei auf eine Bevoelkerung treffen, die motiviert und wirtschaftlich talentiert ist, kann in kurzer Zeit ein erstaunlicher Wandel stattfinden.
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Hier kommen jetzt noch ein paar eindrücke meiner Tour vom August.
Zu den Reisegruppen:
Wir waren bei unserer Tour nur 7 Personen. Von 30 bis mitte 50 Jahre. Auch kamen wir untereinander gut aus. Da war kein Querulant oder selbsternannter Weltverbesserer dabei. Nur mit den beiden Reiseleitern sind wir nicht so wahnsinnig Warm geworden. Es war immer etwas Distanz vorhanden. Auch gab es keinen gemeinsamen Abend an der Hotelbar oder sonstiges.
Das überhören oder ignorieren bei einigen Themen war aber von Seiten der Reiseleiter aktuell. Haben es aber auch nicht all zu oft darauf angelegt uns mit ihnen auseinander zu setzen.
Veränderungen:
Die etwaigen Veränderungen kann man sehr schlecht einschätzen, da ja viel zu wenig Informationen im Umlauf sind. Am besten kann man es einschätzen, wenn man das Land mehrfach besucht.
Die Hauptstadt macht schon einen recht Modernen Eindruck. Aber die nächtlichen Stromausfälle (2x in 5 Nächten), Blick über Industriebrachen, rauchende Kraftwerksschlote oder auf die z.T. marode Infrastruktur und Verkehr machen einen dann schon wieder nachdenklich und zeigen wie Weit Nordkorea hinterher hängt. Und das war nur in der “vorzeige“ Hauptstadt.
Oder wer einmal die Straße nach Nampo gefahren ist, wird sich nur an den Kopf greifen. Zwar mit ca. 30 m Breite und wunderschönen 8 Fahrspuren, aber die Qualität der Fahrbahn unter aller Sau. Irgendwie hat man beim Bau vergessen, das es in Korea auch Frost im Winter gibt und sie ohne brauchbares Fundament und Unter – und Oberbau errichtet.
Auf nachfrage beim Reiseleiter kam dann nur die Antwort, es müsse so sein und das die Straße doch wunderbar wäre.
Begegnungen mit der Bevölkerung:
Leider hatten wir viel zu wenig Begegnungen. Egal ob auf dem Mansu-Hügel, U-Bahn, vor oder nach dem Arirang-Festival auf dem Vorplatz des 1. Mai Stadion waren die Menschen vollkommen zurückhaltend und haben einen (fast) nicht beachtet.
Auch ist uns aufgefallen das in keinem Restaurant die Bedienung englisch oder russisch konnte, obwohl ja in der Schule beide Sprachen gelernt würden. Auf Nachfrage antwortete unser Reiseleiter damit das es ein Einzelfall sei. Naja, Einzelfälle bei den meisten Begegnungen sehen irgendwie anders aus.
Oder warum mußte vor dem Besuch des Juche Turmes erst der dortige Soldat / Polizist vom Reiseleiter um Erlaubnis gefragt werden? Hat man vor irgend etwas Angst?
Versorgungslage:
Die Schaufenster, welche wir von außen (während der Fahrt im Bus) sahen, waren eigentlich halbwegs bestückt. Wie es drinnen aussah, kann ich überhaupt nicht sagen. Wir sind ja leider so gut wie keinen Meter gelaufen. Daher kann ich nur schreiben was man aus dem Bus gesehen hat.
Der Besuch des “Intershops“ was laut Reiseleiter angeblich ein normaler Laden war, aber ohne einheimische Käufer, kann man als Anhaltspunkt nicht werten.
Die Marktbuden an den Straßenecken waren aber einigermaßen gut besucht. Nur leider war wie immer kein Stopp oder gar Besuch einer solchen Straßenecke möglich.
Kontraste:
Hier vergleiche ich mal mit der DDR. Nur das da vieles schon 1989 moderner war wie in Nordkorea momentan.
So groß wie in Nordkorea waren sie im Osten nie. Bestes Beispiel ist der Mercedes auf der einen und Holzgaser auf der anderen Seite. Oder der Katastrophale Nahverkehr mit ihren Klapperkisten, aber megabreite Straßen.
(25.10.2012, 15:53)Blauer Apfel schrieb: Fazit: wenn Beschraenkungen wegfallen (Kleinhandel), die dogmatisch und nicht sinnvoll waren, und dabei auf eine Bevoelkerung treffen, die motiviert und wirtschaftlich talentiert ist, kann in kurzer Zeit ein erstaunlicher Wandel stattfinden. Genau so ist es. Schau mal nach Vietnam. Zu Kommunistenzeiten mußte Reis importiert werden und jetzt ist man der größte Exporteur davon.
Oder schau mal auf Burma. Da verändert sich momentan auch einiges.
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Ich weiß nicht mehr, wann das war, aber vor einigen Monaten (oder vor 2-3 Jahren?) wurde in einem Artikel vermerkt, daß es in der nordkoreanischen Führung Bestrebungen geben würde, den privaten Kleinhandel und den Privatbesitz von Devisen wieder zu verbieten, bzw. strenger zu reglementieren (max.50 US-$ dürfe eine Privatperson an Devisen besitzen, erinnere ich mich).
Aber das sei dann nicht durchgeführt worden, weil es tatsächlich Unmut in der Bevölkerung, bis hin zu tätlichen Angriffen auf Beamte gegeben habe.
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Ein allseits beliebtes Vorurteil konnten wir auch widerlegen. Doch, es gibt Tankstellen in Nordkorea:
Dieses Verkehrszeichen gibt es nur in Nordkorea:
Das "Restaurant"-Zeichen dürfte auch einmalig sein:
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Es macht großen Spaß die Berichte hier zu lesen. Danke Ingo und Kollegen.
Die Entwicklungen ähneln denen in Ungarn und Polen in den 80ern.
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03.11.2012, 15:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.11.2012, 15:56 von K70-Ingo.)
Ob das Thema schon mal woanders hier erwähnt wurde, weiß ich nicht, daher packe ich das Foto (erst einmal) hier rein:
Es gibt in der DPRK auch Behelfsflugplätze auf Autobahnen und Landstraßen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Notlandeplatz ) Das Foto entstand auf der N7 zwischen Hamhung und Wonsan.
@Juche: in Deiner Ecke gab es früher ziemlich viele davon, die meisten (alle?) sind aber wieder weggemacht worden.
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03.11.2012, 16:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.11.2012, 16:39 von Schwabe.)
(25.10.2012, 11:35)K70-Ingo schrieb: Es ist immer noch nicht gewünscht, daß ausländische Touristen die Geschäfte für Einheimische oder den legendären Tong-Ri Markt besuchen. Schade, denn das wäre ein Highlight. Nicht nur wegen der Warenvielfalt, auch wegen des bunten Treibens an sich. Da soll richtig was los sein, das echte Leben sozusagen. Aber alle Händler dort sind privat, das ist der Hauptgrund für die ablehnende Haltung der Verantwortlichen.
ja, das wäre sicherlich sehr lehrreich und erquicklich. Ich kenne sowas zwar nicht aus Nordkorea, aber aus China. Die Markthallten bzw. -plätze sind für mich immer die Orte, wo ich das "echte" China und das pralle Leben am deutlichsten erleben kann.
Schade, dass es verboten ist, so etwas zu besuchen. Ist es das wirklich nur deswegen, weil die nordkoreanische Regierung Angst hat, "Gesicht" zu verlieren, wenn sich herausstellt, wie viel dann doch privatwirtschaftlich läuft?
(25.10.2012, 17:05)asahi schrieb: Oder wer einmal die Straße nach Nampo gefahren ist, wird sich nur an den Kopf greifen. Zwar mit ca. 30 m Breite und wunderschönen 8 Fahrspuren, aber die Qualität der Fahrbahn unter aller Sau. Irgendwie hat man beim Bau vergessen, das es in Korea auch Frost im Winter gibt und sie ohne brauchbares Fundament und Unter – und Oberbau errichtet.
Auf nachfrage beim Reiseleiter kam dann nur die Antwort, es müsse so sein und das die Straße doch wunderbar wäre. Dass das "so sein müsse"... nun gut.
Aber wenn sie einem weismachen wollen, dass die Straße "doch wunderbar" sei - damit schießen sie ja wohl den Vogel ab, zumal bei westlichen Touristen. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die zurück zu Hause Schlechtes über die Reiseleiter berichten.
(25.10.2012, 17:05)asahi schrieb: Auch ist uns aufgefallen das in keinem Restaurant die Bedienung englisch oder russisch konnte, obwohl ja in der Schule beide Sprachen gelernt würden. Auf Nachfrage antwortete unser Reiseleiter damit das es ein Einzelfall sei. Naja, Einzelfälle bei den meisten Begegnungen sehen irgendwie anders aus.
Das scheint aber nichts Ungewöhnliches zu sein. Ich kenne das aus China. Alle Chinesen mit höherer Schulbildung haben mindestens 7 Jahre lang Englisch gelernt. Aber viele können es nicht annähernd. Selbst manche von den chinesischen Studenten in Deutschland können unzureichend Englisch. Deswegen vermute ich mal, dass das ganz normal und kein "Einzelfall" ist.
Wobei mich trotzdem wundert, dass sie in Restaurants für Ausländer keine Leute mit Fremdsprachenkenntnissen beschäftigen.
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Ja, das ist der Hauptgrund. Die dort offensichtlich für jeden zu sehende Diskrepanz zwischen der Staatsdoktrin und den eher geduldeten als erwünschten Realitäten. Etwa, daß auch Nordkoreaner sehr gut in der Lage sind, eigenverantwortlich privatwirtschaftlich zu handeln, wenn man sie nur läßt.
Überall auf der Welt heißt es, daß das echte Leben der Bevölkerung auf den Märkten zu erleben ist. Oftmals gehören Besuche von Märkten zu Reiseprogrammen, bzw. es gibt sogar spezielle Reisen nur zu diesem Zweck.
Beispiele gibt es ungezählte, etwa der Khan-el-Khailili-Basar in Kairo, die Nachtmärkte in Thailand, vor allem Bangkok und Chiang Mai, die Fischmärkte in Hamburg und Tokio, der Kahane-Jehuda-Markt in Jerusalem, die Basare in Istanbul und zig anderen nahöstlichen Städten, etc. Ein bißchen auch die deutschen Weihnachtsmärkte, zu denen viele ausländische Touristen anreisen.
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