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Die Berichte, die in den letzten Monaten zunehmend in den Medien auftauchten, beschrieben auch den von k70-Ingo Wandel hin zu einem neuen Nordkorea in der Hauptastadt.
Ich habe mich daher über die Eindrücke und Beschreibungen Ingos nicht gewundert, sondern sie lediglich etwas weniger ausgeprägt erwartet.
Erstaunlich für mich ist, wie schnell es dort geht. Das scheint ja eine Veränderungsgeschwindigkeit wie in Shanghai zu haben, wenn auch auf anderem Niveau.
Schwabe fragte, wie das alles bezahlt wird- denn die uns bekannten Veränderungen sind ja materiell nur mit Devisen möglich, die nicht plötzlich vom Himmel fallen. Ist das ein Thema in Gesprächen mit den Guides gewesen?
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23.10.2012, 18:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.10.2012, 18:17 von dprk.)
(22.10.2012, 22:31)NichtHurz schrieb: Wie sieht's eigentlich alterstechnisch aus in den Reisegruppen? Eher 30+, wenn nicht mehr, oder?
Es ist so ziemlich jede Altersgruppe vertreten, vom Schüler bis zum Rentner. Die Gruppen sind meist "bunt gemischt" und harmonisieren dennoch gut aufgrund des gemeinsamen ungewöhnlichen Reiseziels.
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23.10.2012, 20:42
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.10.2012, 20:47 von K70-Ingo.)
@Pjöngjang: wir haben keine akut unterernährten Menschen gesehen. Ab und zu fällt nur auf, daß recht viele Leute (im Vergleich zu den Nachbarvölkern und speziell Südkorea) klein sind und kurze Beine haben. Letztes ist ein Anzeichen für Mangelernährung in der Wachstumsphase.
@Nichthurz: als wir bei Wonsan im Ostmeer gebadet haben, kam eine deutsche Reisegruppe vorbei, die nur aus Rentnern bestand, einige waren über 80.
@dprk: es muß aber nicht immer klappen. Wie bei der internationalen Gruppe von etwa 20 Leuten (Deutsche, Niederländer, Schweden, Franzosen), die mit uns hinflog, aber eine kürzere Tour gebucht hatte). Daß man nicht miteinander auskam, zeigten die Gesichter zwei Tage später in Panmunjom. Wir beiden wurden zusammen mit denen und einem einzelreisenden Deutschen zusammengefaßt. Das lag aber weniger an der Altersstruktur (zwischen Mitte 20 und Ende 40) oder der verschiedenen Nationalitäten, sondern daran, daß nicht ganz pflegeleichte Charaktere dabeiwaren. Gewiß, es mag voreingenommen klingen, aber wenn man Leute schon auf den ersten Blick unsympathisch findet, dann ist da meist was bei.
Wie auch hier. Deren Reiseleiter erzählten unseren, daß es mit dieser Gruppe nicht funktioniert und immer miese Stimmung herrscht.
Wir waren jedenfalls ziemlich glücklich, daß wir vier uns super verstanden und es keine Mißtöne oder -stimmungen gab.
@Leser/@Schwabe: diese Frage -wir stellten sie- bekommt man nicht so leicht beantwortet. Es wird viel herumgedruckst und manchmal was erzählt, was dann doch nicht ganz stimmt (siehe die schon erwähnten angeblichen Containerbestellungen aus dem Diplomatenviertel heraus). Wenn dieser Effekt auf Seiten der nordkoranischen Guides eintritt, weiß man, daß es um ein heikles Thema geht, wofür es keine offizielle Sprachregelung gibt oder die einfach nur unangenehm sind.
P.S. Zu den Altersgruppen: wer älter oder gesundheitlich nicht auf der Höhe ist, sollte sich ernsthaft Gedanken machen, ob er eine Nordkoreareise durchhält. Es gibt zwar eine medizinische Versorgung für Ausländer über das Diplomatenviertel, aber generell muß man sagen, daß diese Touren nichts für Gebrechliche oder Behinderte sind.
Nordkorea ist defintiv kein behindertenfreundliches Reiseland. Es gibt keinerlei (geh-)behindertengerechte Einrichtungen, Einbauten etc. Nirgendwo.
Ein Rollstuhlfahrer war in einer anderen Gruppe von Koryo-Tours. Wir sahen ihn nach der Aufführung im Schülerpalast und fragten uns, wie das alles klappt. Irgendwie ging es wohl, er sah jedenfalls fröhlich aus.
Aber selbst für Leute mit Gelenk- und Rückenproblemen sind diese Reisen nichts, allein wegen der holprigen Straßen. Es gibt durchaus derbe Schläge auf die Wirbelsäule bei den Fahrten im Bus.
P.S.II Drei Anblicke von echtem Elend, unterhalb der allgemeinen Armut fielen mir auf:
- die drei ca. 8-10 jährigen Jungs, die sich in den Büschen am dem Platz vor dem Kulturpalast des Volkes herumdrücken waren Straßenkinder, so barfuß, verdreckt und abgerissen wie sie herumliefen.
- eine ebenfalls sehr abgerissen gekleidete alte Frau, die am Flußufer unterhalb des Kim Il Sung-Platzes drei große Säcke mit gesammelten Pfandflaschen schleppte
- eine Behausung aus Feldsteinen, Stöcken und Plastikplanen neben der Straße von Pjöngjang nach Kaesong war zu groß für einen Regenunterstand für Soldaten oder Erntearbeiter und wies außerdem einen Schornstein und ein kleines Gemüsebeet nebenan auf.
P.S.@Pjöngjang: was die kürzlich Dagewesenen berichteten, kann ich auch bestätigen: es gibt mittlerweile, wenn auch nur sehr vereinzelt, Leute mit leichtem Übergewicht zu sehen. So war der eine ca.11 jährige Junge, der sich auf Rollerblades im Morangbong Park abmühte, gelinde gesagt pummelig.
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(23.10.2012, 09:57)Leser schrieb: Schwabe fragte, wie das alles bezahlt wird- denn die uns bekannten Veränderungen sind ja materiell nur mit Devisen möglich, die nicht plötzlich vom Himmel fallen. Ist das ein Thema in Gesprächen mit den Guides gewesen?
Nordkorea ist nicht Somalia.
Nordkorea hatte und hat immer eine rechte gute industrielle Grundlage gehabt sowie ein gutes Bildungssystem.
Nur ein Beispiel: auf der KCNA-Seite sind Warmwasseranlagen mit Sonnenenergie made in DPRK zu sehen. Das ist zwar kein high-tech Produkt, aber mit recht einfachen Mitteln und ohne große Folgekosten sind diese Anlagen ein Stück Lebensqualität.
"Devisen" sind in erster Linie chinesische RMB. Über China bekommt man (fast) alles, auch wenn einiges offiziell unter UN-Sanktionen fällt. Und da der Handel mit China floriert (siehe z.B. die Messe letzte Woche in Dandong) sind Nordkoreas Möglichkeiten "westliche" Produkte zu importieren deutlich besser geworden.
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Hallo Ingo,
was ich noch vor einem Jahr sehr deutlich sehen konnte, da ich mich außerhalb der Hauptstadt praktisch nur abseits der Touristenpfade bewegt habe, war dass das Gefälle des Lebensniveau zwischen der Hauptstadt und dem Land extrem war. Und ich somit Armut und Unterernährung hauptsächlich auf dem Lande zu Gesicht bekam. Kannst Du einen solchen Unterschied auch bestätigen. Hast Du vielleicht außerhalb der Hauptstadt mal in eine Versorgungsstelle für Einheimische blicken können?
Außerdem würde mich mal interessieren, ob Du auch im diplomatic compound warst und ob Du da mal unbebachtete Gespräche führen konntest? Desweiteren würde mich brennend interessieren, ob es Dir möglich war in Pjöngjang frei herumzulaufen, wenigstens in der unmittelbaren Nähe zum Hotel?
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Wir waren recht viel im Land herum gekommen, insgesamt fast 2000 km (außer Pjöngjang DMZ, Wonsan, Hamhung, Kaesong, Nampo, Kumgang) und da habe ich darauf geachtet. Gesehen habe ich keine Zeichen von akuter Unterernährung. Die Geschäfte in den kleinen Städten und Dörfern waren, so wie ich es aus dem Bus heraus sehen konnte, gefüllt. Sowohl die für Lebensmittel, als auch die für Haushaltswaren. Außerdem gab es überall, vor allem außerhalb von Pjöngjang, die privaten Händlerinnen, die Getränke, Gemüse, Kekse, Kartoffelchips, etc.anboten. In Wonsan sah ich einmal soger eine Frau mit einer kleinen tragbaren Softeismaschine. Sie stehen, bzw.hocken auch neben den Reisfeldern und an den Rändern der Feldwege, wenn dort Arbeitsbrigaden, bzw.Schüler und Soldaten mit der Ernte beschäftig sind. Jetzt ist gerade die Zeit der Reisernte.
Die Versorgungslage mit Nahrungsmitteln ist, wie ich das erkennen konnte, besser als in den letzten Jahren der DDR. Die Regale in den normalen Geschäften -nicht nur den Hotelläden und den Intershop-ähnlichen Läden- sind gefüllt. Nicht so übervoll wie hier, aber es ist immer was vorhanden. Außerdem gibt es nirgendwo Warteschlangen zu sehen, außer an Bushaltestellen.
In das eigentliche Diplomatic Compound kamen wir nicht, weil die Reiseleiter da nicht hineindurften. An einem Abend stand der andere diplomatische Club
auf dem Programm, aber als wir dort waren, stellte sich heraus, daß eine iranische Diplomatenfamilie die ganze Bar privat gemietet hatte. Im anderen Lokal war auch geschlossene Gesellschaft, da war eine Zusammenkunft russischer Diplomaten. Den Botschafter und seine Entourage tragen wir am nächsten Tag auf dem Aussichtsberg vor der Stadt wieder (wie lautet dessen Name, er ist nicht in unseren Reiseunterlagen vermerkt?)
Frei herumgelaufen sind wir nicht. Es war nicht so gern gesehen, außerdem waren wir im Ryanggang Hotel untergebracht, was etwas außerhalb, auf dem Berg hinter dem Sportpark liegt. Da war nicht Besonderes in fußläufiger Entfernung.
Was die unbeobachteten Gespräche angeht, so haben wir uns immer recht unbefangen unterhalten, wenn auch auf offene Lästereien oder mokierte Bemerkungen über kleinere oder größere Absurditäten verzichtet. Als wir einmal abends zum Bier in der Hotelhalle saßen, machte die Reiseleiterin eine Andeutung, daß es Zuhörer geben könnte, sonst war das kein Thema. Ob jemand unsere auf Deutsch geführte Unterhaltung im Speisewagen mit der Dame von der Botschaft mitgehört hat, vermag ich nicht zu sagen. Wir haben uns da auch normal unterhalten, wenn auch keine heiklen Themen intensiv behandelt, bzw.in dem Fall uns auf Andeutungen oder Slang/Dialektausdrücke beschränkt.
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Schön zu hören. Dann wird ja anscheinend die Versorgungslage extrem vebesssert und in den nächsten Monaten keine Nahrungsmittellieferung aus dem Ausland nötig sein. Ich bin gespannt, ob das auch so kommt.
Ansonsten: nach Deiner Schilderung könnte diese Verbeesserung der Versorgungslage mit den zahlreichen, kleinen Privathändlern zu tun haben. Wie siehst das Du oder Deine Gesprächsparter?
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(24.10.2012, 16:21)K70-Ingo schrieb: Die Versorgungslage mit Nahrungsmitteln ist, wie ich das erkennen konnte, besser als in den letzten Jahren der DDR. Die Regale in den normalen Geschäften -nicht nur den Hotelläden und den Intershop-ähnlichen Läden- sind gefüllt. Nicht so übervoll wie hier, aber es ist immer was vorhanden. Kleiner OT-Zwischenruf a la teardown.
Die DDR-Läden waren in den letzten Jahren seiner Existenz auch noch gut gefüllt. Woran es mangelte, waren vor allem unsaisonales Obst und Gemüse und es gab zeitweilige Engpässe mit diesem oder jenem, aber das war immer so und nicht auf die letzten DDR-Jahre beschränkt. Die Delikatläden schlossen manche Angebotslücke mit teuren oder überteuerten Waren, wozu aber frisches Obst und Gemüse nicht zählte. Eine Ausnahme gab es: In den Wochen kurz vor der D-Mark-Einführung.waren die Ladenangebote recht übersichtlich....
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(25.10.2012, 06:30)Martin schrieb: (24.10.2012, 16:21)K70-Ingo schrieb: Die Versorgungslage mit Nahrungsmitteln ist, wie ich das erkennen konnte, besser als in den letzten Jahren der DDR. Die Regale in den normalen Geschäften -nicht nur den Hotelläden und den Intershop-ähnlichen Läden- sind gefüllt. Nicht so übervoll wie hier, aber es ist immer was vorhanden. Kleiner OT-Zwischenruf a la teardown.
Die DDR-Läden waren in den letzten Jahren seiner Existenz auch noch gut gefüllt. Woran es mangelte, waren vor allem unsaisonales Obst und Gemüse und es gab zeitweilige Engpässe mit diesem oder jenem, aber das war immer so und nicht auf die letzten DDR-Jahre beschränkt. Die Delikatläden schlossen manche Angebotslücke mit teuren oder überteuerten Waren, wozu aber frisches Obst und Gemüse nicht zählte. Eine Ausnahme gab es: In den Wochen kurz vor der D-Mark-Einführung.waren die Ladenangebote recht übersichtlich....
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Richtig Martin, genau so sah es aus!!
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(24.10.2012, 22:11)Leser schrieb: Schön zu hören. Dann wird ja anscheinend die Versorgungslage extrem vebesssert und in den nächsten Monaten keine Nahrungsmittellieferung aus dem Ausland nötig sein. Ich bin gespannt, ob das auch so kommt.
@Leser: das wird nicht klappen. Wie unser Reiseleiter (ein sehr erfahrener Mitarbeiter der Deutschland-Abteilung im Außenministerium, seit der Rückholung vom Studium in Dresden Ende November 1989 dort tätig, abgesehen von der Anstellung bei der Welthungerhilfe von 2000 bis 2004. Für diese war er auch 2004 bei einer NGO-Konferenz 2004 bei München) uns erklärte und zeigte, reicht die Reisernte dieses Jahr wieder nicht aus. An der Westküste läuft sie gut -diese Woche ist die letzte Woche der Saison, es waren alle verfügbaren Hände tätig, Soldaten, Studenten, Schüler, Ministeriumsbeamte, alle sahen wir auf den Feldern- aber an der Ostküste und in den Bergen im Norden sind die Pflanzen zu klein und die Körner zu kümmerlich geraten. Dabei wird jedes verfügbare Eckchen für die Landwirtschaft genutzt, selbst an Bahndämmen und innerhalb der Autobahnabfahrten.
Hinzu kommen die extremen Logistikprobleme. Es fehlt in erster Linie an Treibstoff (daher die größtenteils mit Holzvergaser betriebenen Militär-LKW) für den Transport und auch die -wenigen- Reiserntemaschinen. In der einen Vorzeigekooperative sahen wir einen neuwertigen Reisernter japanischer Herkunft, der wegen Spritmangel nicht einsatzbereit war.
Zudem ist auf dem Lande die gesamte Infrastruktur marode. Die Straßen löchrig und von den Transportmitteln sind die Ochsenkarren so ziemlich die solidesten und zuverlässen Fahrzeuge. Alles andere ist absoluter Totalschrott.
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