(07.09.2012, 14:20)NGO schrieb: Wie lange @Leser wird es wohl dauern, bis jemand den Bericht als ein Produkt der imperialistischen Hetzpresse abtut?
Nicht lange, ich will damit gleich mal anfangen.
Ein Nebenpunkt, aber recht typisch: das angebliche Konsumverhalten der nordkoreanischen "Elite". Ein einziges Beispiel, ist der etwas missratene Sohn von Kim Jong Il, der sich als Playboy in Macao auffuehrt. Aber sonst? Ist ein einziges Mal ein Mitglied der nordkoreanischen Fuehrung bei einem Shopping-trip gesehen worden?
Ja, die Nordkoreaner kaufen in Beijing ein, ich kenne die Laeden um die Botschaft herum, alle koreanisch ausgeschildert. Da gibt es keinerlei Luxusartikel, sondern billigste Gebrauchsartikel.
Ich habe mal den Original-Artikel in der Global Times herausgesucht:
http://www.globaltimes.cn/content/730834.shtml
"man kann den Job nicht kündigen, auch wenn er nicht gefällt" schreibt die Frankfurter Rundschau. "and will not leave even if they don't like the job here, while Chinese employees act rashly with no sense of dedication" steht im Original. Eine ganz andere Bedeutung. Die Nordkoreaner kuendigen nicht, weil sie eine bessere Arbeitsmoral haben. Ein grosses Problem bei den chinesischen Arbeitern ist, dass sie oft jedes Jahr den Job wechseln, wenn es irgendwo anders nur etwas besser ist. Das Problem gibt es bei den Nordkoreanern nicht (und gab es in China bis Anfang der 90er auch nicht).
Die Nordkoreaner leben in Wohnheimen, dass tun die meisten chinesischen Arbeiter auch.
Siehe das Bild in der Global Times. So gute Wohnheime habe ich in China selten gesehen.
So Anfang der 70er kamen die ersten Gastarbeiter, Griechen, in die Kleinstadt in Deutschland, in der ich aufgewachsen bin. Sie lebten damals in Baracken, da waeren sie ueber nordkoreanische Lebensbedingungen froh gewesen.
2000 RMB bekommen die Nordkoreaner pro Monat. Chinesische Arbeiter bekommen das Doppelte, seht in der Frankfurter Rundschau. Im Original in der Global Times steht das nicht!
Richtig ist, im industriellen Zentrum um Shenzhen kann ein Arbeiter auf 4000 RMB kommen, mit allen Ueberstundenzuschlaegen. Nicht aber in Nordost-China!! Dort sind 2000 RMB auch fuer chinesische ungelernte Arbeiter ein normales Gehalt.
Unterkunft und Verpflegung sind frei, steht in der Global Times, in der FR steht das nicht.
Die koreanischen Arbeiter bekommen viel mehr bezahlt, als in Nordkorea, schreibt die Global Times. Etwas mehr, schreibt die FR.
Die Nordkoreanischen Arbeiter duerfen nicht alleine das Fabrikgelaende verlassen, schreibt die Global Times, sie duerfen das Fabrikgelaende nicht verlassen, schreibt die FR.
Wohlgemerkt, der ganze FR-Artikel bezieht sich auf den Global Times Artikel, es gibt keine Hinweise, das die FR selbst recherchiert hat.
Das der Entsendestaat (in diesem Fall Nordkorea) direkt mit der Fabrik einen Vertrag abschliesst, und die Zahlung der Gehaelter etc. uebernimmt, ist international bei solchen Projekten ueblich. U.a. macht China viele solche Projekte in Pakistan und im Nahen Osten.
"Produkt der imperialistischen Hetzpresse?" -- diese Bewertung ueberlasse ich jedem Forumsmitglied selbst.