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01.03.2010, 08:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.03.2010, 11:07 von klaus.)
(26.02.2010, 19:09)6079_Winston_Smith schrieb: Denn es ist auch ein Menschenrecht, sagen zu dürfen, es gäbe keine Menschenrechte. Wenn dann also Einheimische auf mich zukommen und mit mir, auch kontrovers, über mein Transparent diskutieren, dann herrscht in Nordkorea tatsächlich Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit.
Ob es jetzt Meinungsfreiheit gibt oder nicht, moechte ich jetzt mal dahingestellt lassen. Aber man muss bedenken: politische Erziehung findet bereits im Kindesalter statt. Schon die ganz kleinen lernen, ihre beiden Fuehrer zu verehren. Von daher glaube ich gerne, dass diese wie Vaterfiguren sind und die Affinität zu ihnen echt und nicht gespielt ist. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die Affinität zu den beiden Fuehrern groesser als zu den eigenen Eltern ist - wobei ich mir hier aber nicht sicher bin, ob man Kinder wirklich so weit "manipulieren" kann. Meiner Meinung nach sollten die Eltern immer noch die wichtigere Stellung einnehmen.
Die Isolation (Medien aus dem Ausland sind nicht verfuegbar und Informationen aus dem Ausland werden, wenn ueberhaupt, nur sehr stark verzerrt wiedergegeben *) fuehrt dazu, dass die Menschen gar keine abweichende Meinung von der bilden koennen, zu der sie von Kindheit an erzogen werden. Von daher braucht man keine Meinungsfreiheit. Es ist halt die "perfekte Welt" und alle sind derselben Meinung. Finde dieses ein sehr spannendes Thema und einen sehr interessanten Aspekt am Thema Nordkorea. Wenn man Kindern von Klein an erzaehlt, die "Erde sei eine Scheibe", und sie dieses spaeter immer wieder wiederholen laesst **), und dafuer sorgt, dass sie an keinerlei Informationen gelangen koennen, dass "die Erde rund ist" - dann glaubt man auch als Erwachsener fest daran.
*) Nordkoreaner lernen doch z.B., wenn ich richtig liege, dass Suedkorea eines der aermsten Laender der Welt sei
**) In der Schul- sowie Universitaetsbildug nimmt Ideologie einen sehr hohen Stellenwert ein
Eine vertrauenswürdige Quelle ist z. B. Amnesty International. Vertrauenswürdig deshalb, weil sie des Antikommunismus und Proamerikanismus gewiss unverdächtig ist. Auch ai bestätigt religiöse und politische Verfolgung. Die Mitglieder von ai sind politisch überwiegend im linksliberalen Spektrum anzusiedeln und haben beispielsweise auch ganz brav in das Guantanamo-Klagelied mit eingestimmt.
Auch der Menschenrechtsindex der Vereinten Nationen berichtet Ähnliches, beispielsweise über Gefängnis- und Todesstrafe für Bibelbesitz (siehe Nr. 18 in http://www.universalhumanrightsindex.org.../text.html)
Die UNO zeichnete sich eigentlich immer durch große Nachgiebigkeit gegenüber kommunistischen Staaten aus, wie auch heute im Hinblick auf den Islam.
Aktuelle, zuverlässige Informationen über Robert Park finden sich übrigens hier: http://freerobertpark.wordpress.com/ . In bester Verfassung scheint er nicht zu sein. Auch von Selbstmordgedanken hat er schon berichtet.
Eine Reise nach NK wäre sicher mal ganz reizvoll. Obwohl ich Länder bevorzuge, in denen Touristen auch auf eigene Faust unterwegs sein und mit Einheimischen zwanglos in Kontakt kommen können. Lernen Nordkoreaner eigentlich alle Englisch? In Vietnam z. B. kamen sehr oft Kinder auf mich zu, die mit mir ihre Englischkenntnisse trainieren wollten. Das ergab u. a. sehr schöne Möglichkeiten, Zugang zu ihren Eltern zu bekommen.
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Selbst das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung berichtete, dass Gottesdienste aus der evangelischen Bongsu-Kirche in Pyongyang im staatlichen nordkoreanischen Fernesehen ausgestrahlt wurden !
Doch nun zum etwas anderen religiösen Verständnis in der DVRK:
Die nordkoreanischen Christen sind in der KCF (Korean Christian Federation) organisiert.
Nach deren eigenen Angaben sind aber nicht der individuelle Erlösungsgedanke oder sonstige transzendente Ideen erstrebenswerte religiöse Ziele, sondern ganz profan gedacht: die Wiedervereinigung beider Staaten auf der kor. Halbinsel sei das höchste Ziel der nordkoreanischen Christen !!
(Quelle: http://www.korea-dpr.com/faq-christian.htm )
Nur damit keine kulturell-religiösen Mißverständnisse aufkommen ...
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Christliches Leben im heutigen Nordkorea kann ich mir nicht vorstellen. Wie soll denn eine Christin / ein Christ dort nach dem ersten Gebot leben können? Das Thema Religionsfreiheit ist vermutlich auch deshalb so problematisch, weil die Staatsführung auch das religiöse Monopol verwaltet (Personenkult). Das funktioniert natürlich nur unter konsequenter Ausblendung des Realitätsbezuges. Und leider haben die Menschen in Nordkorea nicht - wie wir - die Möglichkeit, sich im Internet auszutauschen. Weshalb eigentlich nicht?
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18.07.2010, 22:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.07.2010, 22:34 von dprk.)
"In unserem Land wird die Religionsfreiheit gesichert. In der Verfassung unseres Landes ist festgelegt, dass Religionsfreiheit zu gewährleisten ist. Bis heute war man bei uns niemals gegen die Religion. Kim Il Sung führte den Sachverhalt der Schwächung der religiösen Kräfte darauf zurück, dass die USA-Imperialisten während des vergangenen Vaterländischen Befreiungekrieges die Kirchen bombardiert und die Gläubigen ermordet haben. Jeder kann zwar nach Belieben die Kirche besuchen, weil wir Religionsfreiheit haben, wie es in der Verfassung festgegelegt ist; aber die Menschen suchen sie nicht auf, weil sie von jeder Art Kummer und Sorgen frei sind und auch nichts zu beichten haben."
Kim Jong Il am 11. Januar 1990 in seiner Rede "Über einige Aufgaben in der ideologischen Erziehungsarbeit der Partei" vor verantwortlichen Funktionären des ZK der PdAK (abgedruckt in: Kim Jong Il "Ausgewählte Werke", Band 10)
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"Jeder kann zwar nach Belieben die Kirche besuchen, weil wir Religionsfreiheit haben, wie es in der Verfassung festgegelegt ist; aber die Menschen suchen sie nicht auf, weil sie von jeder Art Kummer und Sorgen frei sind und auch nichts zu beichten haben."
Logisch betrachtet, war es also offenbar gar nicht so erheblich, "dass die USA-Imperialisten während des vergangenen Vaterländischen Befreiungekrieges die Kirchen bombardiert und die Gläubigen ermordet haben."
Die Gläubigen waren ja demnach offenbar Menschen mit Kummer und Sorgen, die etwas zu beichten hatten. Gibt es die heute nicht mehr, weil sie die USA-Imperialisten damals ermordert haben oder weil die Staatsführung so überzeugend gute Lebensbedingungen geschaffen hat, dass es für Kummer und Sorgen keinen Anlass mehr gibt? - Das müsste mal geklärt werden.
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Eher zufällig stolperte ich über einen Bericht einer amerikanischen Kommission, die offensichtlich genügend Zeit und Ressourcen hatte, sich mit dem Zustand der Religionsfreiheit in Nordkorea zu befassen.
40 nordkoreanische Emigranten wurden da befragt und man kann die wenig überraschenden Antworten lesen, wie: "ich habe in Nordkorea persönlich keine christliche Kirche, keinen Priester und keinen Mönch gesehen. Auch hat interessanterweise keiner der Befragten jemals ein Gebetshaus oder eine Priester der Chondokyo-Religion gesehen, obwohl Vertreter der politischen Partei dieser Religion in die Oberste Volksversammlung der DVRK gewählt worden sein sollen.
Vom Hörensagen wußten ein paar Befragte von der Existenz chrichtlicher Kirchen in Pyongyang. Ein Befragter gab an, einmal im (nordkoreanischen) Fernsehen einen (südkoreanischen) Pastor gesehen zu haben und zwar gemeinsam mit Kim Il Sung; worüber der Befragte sich dann doch wunderte, da sonst die christlichen Religionen und deren Vertreter eher verfolgt würden.
Nachzulesen ist das alles unter:
http://www.davidrhawk.com/ThankYouFatherKimIlSung.pdf
Wirklich interessant sind aber die Berichte der Nordkoreaner zur ursprünglichen Religion Koreas, dem Schamansimus.
Der scheint ab Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Nordkorea eine wahre Renaissance erlebt zu haben. Fasst alle Befragten wußten von der Tätigkeit von Schamaninnen oder suchten selbst solche auf. Auch wird berichtet, dass die nordkoreanischen Behörden gegenüber den Schamaninnen relativ tolerant sein sollen, ja die Behörden selbst Dienste der "Mudang" in Anspruch nähmen, wenn sie nicht mehr weiter wissen.
Interessant auch die Meinung einiger Befragter, wie es zu dieser Renaissance des Geisterglaubens kommen konnte. Da die Juche-Idee, wo der Mensch als positiver Gestalter und Beherrscher der (nordkoreanischen) Welt in den 90er Jahren versagte, wurden in der Macht der Natur und im Schamansismus, der die Natur deutet, Erklärungen für die schweren Lebensumstände gesucht. Auch nach der Verbesserung der Situation bis heute konnte sich der Schamanismus als Volksreligion weiter behaupten (wenn man den Aussagen der Befragten einen Wahrheitsgehalt zuspricht)
Über den Schamanismus in Nordkorea wird ab Seite 43 berichtet, die Überschrift des Kapitels lautet:
"IV. Alternative Systems of Thought and Belief
The Widespread Re-emergence of a Shamanistic Remnant"
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Über den Besuch von Billy Graham in Pyongyang gibt es eine von einer nepalesischen Zeitung publizierte Anekdote:
Acknowledgement of Church Leader
“Why didn’t you, the Reverend, deliver Bibles in Korea?”
The question was put by a reporter to the Reverend Billy Graham, American church leader who was called the boss of conservatives of the world religious circles after the latter visited Pyongyang.
Billy Graham answered:
“I feel no necessity to preach in Korea. Books of Bible are all containing the will of God to love human beings. But human love is a national policy in that country. Believing in the people as in Heaven, President Kim Il Sung practices state polices such as free education, free medical care, and responsibility for food, clothing and housing. The Korean people support him as Heaven. Who needs a book of Bible in such a country?”
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Sowas vom evangelikalen Prediger Billy Graham? Meinte er das ernst? Was ist mit Markus 16:15-16?
"(15) Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!
(16) Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird gerettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden."
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(15.10.2014, 14:09)ml91 schrieb: Sowas vom evangelikalen Prediger Billy Graham? Meinte er das ernst? Was ist mit Markus 16:15-16?
"(15) Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!
(16) Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird gerettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden."
Es wäre interessant, ob es das komplette Interview (in der US-amerikanische Publikation) irgendwo zu lesen gibt.
Die Billy Graham Foundation hat auf ihrer Website einige Informationen zu den Besuchen der Graham-Familie in der DPRK:
http://billygraham.org/story/the-graham-...rth-korea/
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