(01.11.2012, 15:13)Gorbatz schrieb: Ich finde, Du wirst unsachlich. Auch an Formulierungen merkt man, wo jemand steht! Ist natürlich Dein gutes Recht.
Habe Deine Bericht über die Reise bis jetzt gern gelese, werde es auch weiter tun.
Was machen eigentlich 6 Botschaftsmitarbeiter so den ganzen Tag? Gibt es da in diesem speziellen Fall viel zu tun?
Man sieht hier viel europäische Gesichter beim Hände schütteln!
Ist das das diplomatische Korps?
Wenn ja, dann ist das Land ja soooooooooo abgeschottet auch wieder nicht, wie immer, vorwiegend in der westlichen Presse, behauptet wird.
Nur so meine Gedanken beim betrachtes des Videos.
Wieso unsachlich? Mein Vorschlag hat durchaus einen ernsthaften Kern. Zigtausende Deutsche gehen in alle Welt, um ihren Beruf auszuüben und ihre Leben zu leben, warum nicht auch nach Nordkorea?
An deutschen Tipps ist man dort tatsächlich sehr interessiert, Deutschland ist das "Lieblings-Ausland", wie uns gesagt wurde, vor China, Rußland, Japan, und den USA sowieso. Es reisen auch nicht wenige Delegationen nach Deutschland, um sich über die hiesigen Verhältnisse zu informieren. So war unser Reiseleiter 2004 für 40 Tage hier, hauptsächlich wegen einer 25-tägigen NGO-Konferenz bei München, danach aber auch zu einer Rundreise durch Deutschland, um sich die Folgen der Vereinigung anzusehen (Bonn, Leipzig, Dresden, Berlin, Jena, Chemnitz), sogar ein Abstecher nach Paris war drin.
Auch wenn Juche es jetzt nicht hören mag, aber man schickt gezielt Leute nach D und in andere Länder Europas -siehe der hier auch erwähnte Besuch in Schweden-, um soziale Marktwirtschaft westeuropäischen Zuschnittes zu lernen. Das wurde uns ganz offen gesagt. Es würde auch nicht mit der Juche-Ideologie kollidieren, wurde uns erklärt. Man will eigenständig bleiben, aber sich aus den anderen Ländern das Beste heraussuchen. Aus Deutschland halt die Waren und Industriegüter, aber auch das Konzept der sozialen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards.
Man habe erkannt, daß Nordkorea sich nicht völlig aus eigener Kraft versorgen kann und daß das Land sich nicht aus der Globalisierung auskoppeln kann. Weder die Nahrungsmittelproduktion reicht dafür aus, noch die völlig veraltete Industrie. Vor allem der extreme Energiemangel stellt das Hauptproblem dar. Man muß und will sich mit dem Ausland arrangieren, aber nicht vom übermächtigen China abhängig machen.
So waren Kollegen unserer Reiseleiterin (sie arbeitet im Außenministerium) erst dieses Frühjahr in Deutschland, um Näheres über das hiesige Versicherungssystem zu lernen. Allerdings konnte sie mir nicht sagen, ob es um Sozial- oder Privatversicherung, bzw.um Personen- oder Sachversicherung ging.
Dennoch geht es in der Deutschen Botschaft in Pjöngjang eher gemächlich zu, wie und das dort tätige Mädel, was wir auf der Zugfahrt kennengelernt haben, erzählte. Im Jahr werden etwa 400 Visa für Nordkoraner ausgestellt. Das ist nicht richtig viel, verglichen mit anderen Ländern.
Was sie uns nicht erzählte, unser Reiseleiter aber selbst miterlebt hat, war das verunglückte Oktoberfest, was vor ein paar Jahren von der deutschen Botschaft für die im Land lebenden Deutschen und Deutschsprachigen ausgerichtet wurde. Alles war sorgfältig vorbereitet, Speis, Trank und Musi waren besorgt worden, es ließ sich auch gut an - bis ein Kleinbus von der russichen Botschaft vorfuhr und 29 trinkfeste Russen das Ruder übernahmen. Innerhalb von einer halben Stunde war das Bier alle und der Botschafter stinksauer
Wobei man sich in Pjöngjang durchaus fragt, warum die russische Botschaft derart gut besetzt ist -über 100 Leute- und was die alles für Aufgaben haben sollen...