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Steuern in der DVR Korea
#1
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA schreibt am 21.03.2009 über die Abschaffung des Steuersystems vor 35 Jahren:


DPRK, First Tax Free Country

Pyongyang, March 21, 2009 (KCNA) -- The DPRK promulgated the historic law on liquidating the tax system, a legacy of the old society, once and for all on March 21, Juche 63 (1974), declaring the DPRK, the first tax free country in the world.

President Kim Il Sung saw to it that the Third Session of the Fifth Supreme People's Assembly of the DPRK adopted and promulgated the law to the whole world.

He expounded the establishment of a fair tax system in his famous work "The Ten-Point Programme of the Association for the Restoration of the Fatherland" already in the period of the anti-Japanese revolutionary struggle. After the national liberation (August 15, 1945), he made every possible effort to do away with the predatory tax system of the Japanese imperialists, establish a popular and democratic one in the country and lessen the tax burden of the people in a systematic way.

The DPRK reduced the income tax of the factory and office workers by 30 percent, alleviated the tax burden of private traders and industrialists considerably and scaled down the agricultural tax in kind from 25 percent of grain output to 20.1 percent again in 1955 after the Korean war, and to 8.4 percent from 1959.

Along with the progress of the socialist construction, the growth of income of the state-owned economy and the heightening of the political and ideological awareness of the working people, the agricultural tax in kind, which had been introduced right after the liberation, was completely abolished by the year of 1966 in accordance with the publication of "Theses on the Socialist Rural Question in Our Country" by the President. The tax paid by the people accounted for some two percent of the state budget revenue.

He promulgated his famous work "On Abolishing the Tax System" as a law of the Supreme People's Assembly and thus abolished the tax system for good and brilliantly realized the long-cherished desire of the people.

The promulgation of the law was a historic event which brought to reality the ardent desire of the Korean people to live in a tax-free country and made them as the proud masters of the country free from tax. This opened up a new tax-free era for the humankind and demonstrated the incomparable superiority of the Korean-style socialist system and the might of the independent national economy.
www.nordkorea-info.de

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#2
Hallo dprk,

hat die KCNA letztes Jahr auch einen Artikel anläßlich des 15-jährigen Jubiläums der offiziellen Wiedereinführung von Steuergesetzen in der DVRK veröffentlicht ?
Mir ist dahingehend nichts aufgefallen, obwohl doch im Jänner 1993 wieder Steuergesetze in der DVRK beschlossen wurden.

Na ja, komplett abgeschafft wurde eine Besteuerung auch dazwischen nicht, blieb doch die Parteisteuer der PdAK stets aufrecht !
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#3
Auch in der DDR war die Steuerrate sehr gering, gegenüber der heutigen.
Unterschieden wurde zwischen Arbeitern und Angestellten.
Die Steuerlast der Angestellten war höher festgelegt.
Der Staat benötigte aber das Geld der Bürger.
Hier wurde dann so verfahren, das auf den Produkten enorme Preisaufschläge vorhanden waren, also versteckte Steuern.
Der Durchschnittsverdienst der Arbeiter lag bei 700 Mark der DDR.
Direckte Steuern etwa 40 Mark, zusätzlich 10% Sozialabgaben (vor Steuer)
Der Preis eines Farbfernsehgerätes betrug zwischen 3600 und 4200 Mark, Butter 2,50 Mark, Brot 0,98Mark, Obst weiß ich nicht mehr, meist gab es nur Äpfel.
Doch, die berühmten Bananen fallen mir ein, 4,40 Mark das kg und Benzin 1,65 (fast wie heute)

Sind in den angebotenen Produkten in der DVRK ebenfalls steuerliche Belastungen versteckt?
Es gibt ja im Forum einige, die bereits dort waren.
In fremden Ländern geht man ja auch mal auf den Markt oder ein Kaufhaus, um sich das Angebot und die Preise anzusehen. Wie sieht es damit aus?
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#4
(26.03.2009, 23:39)egkr1 schrieb: Der Durchschnittsverdienst der Arbeiter lag bei 700 Mark der DDR.
(...)
Der Preis eines Farbfernsehgerätes betrug zwischen 3600 und 4200 Mark, Butter 2,50 Mark, Brot 0,98Mark, Obst weiß ich nicht mehr, meist gab es nur Äpfel. Doch, die berühmten Bananen fallen mir ein, 4,40 Mark das kg und Benzin 1,65 (fast wie heute)

Interessante Zahlen. War persoenlich nie in der DDR, war noch zu jung (Schulzeit), die Thematik hatte mich damals nicht interessiert. Es gab also keine Lebensmittelverteilung, wie in Nordkorea? Konnte man Lebensmittel nicht fuer Lebensmittelmarken bekommen? Meine mal sowas gehoert zu haben. Was war denn alles kostenlos? Miete, Aerzte, Schule, Uni? Wie war es denn mit Hygieneartikeln, wie Toilettenpapiert, Rasierapparat, Deo, Seife? War das erschwinglicher? Und Parfum? Vermutlich war das wieder sehr teuer, da Luxusartikel? Wer konnte sich denn einen Farbfernseher leisten? Man musste doch unendlich sparen? Gab es auch eine "Elite", die vielleicht mehr Geld zur Verfuegung hatte und sich Luxusartikel leisten konnten?

In Pyongyang gibt es meines Wissens auch mehere sogenannte Kaufhaeuser, Department Stores. Hatte hier im Forum schon einmal gefragt, was es denn dort zu kaufen gaebe. Gibt es dort z.B. Elektrogeraete? Auch das Thema Radio und Fernsehen ist hier wieder interessant. Ich stelle es mir wenig spannend vor, fuer viel Geld einen Flachbildschirmfernseher zu kaufen, der dann vom Staat so eingeschrankt ist, dass er nur ein Programm (naemlich das staatliche KCTV) empfangen kann? Und 'normale' Radiogeraete duerfte es doch auch nicht zu kaufen geben, da diese doch manipuliert und mit Siegel versehen werden, so dass man nur die staatlichen (das staatliche?) Hoerfunkprogramm empfangen kann?

In der Naehe des Hauptbahnhofes in Pyongyang hat doch vor einigen Jahren auch ein schweizer Uhrengeschaeft geoeffnet. Finde dieses sehr beachtlich, da ich mich frage, wer genug Geld hat, um hier einkaufen zu koennen?
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#5
@egkr: Grundsätzlich ist es immer schwierig, die Lebenslage zu beurteilen in einem völlig fremden Land, auch wenn man mehrmals dort war. Auch asiatische Touristen werden nach einer Deutschland-Rundreise nur einige Eindrücke mit nach Hause nehmen, nicht aber wissen, wie unser gesamtes Alltagsleben abläuft, vom Kindergarten bis zur Müllentsorgung... Das spezielle System der DVRK macht Vergleiche noch viel schwieriger als in anderen Ländern. Ich war z. B. einmal in einem Laden in dem auch Elektrogeräte wie PCs und Fernseher angeboten wurden. Die Preise waren höher als bei uns. Andererseits gibt es auch in ländlichen Bereichen, wie schon mal berichtet, auffallend viele selbstgebastelte Antennen. Also werden wohl haufenweise solche Geräte anderweitig verteilt. Eine andere Beobachtung ist, dass selbst die Importgüter in den Hotel-Shops (also Getränke, Lebensmittel, Hygieneartikel, ...) eher günstig sind, die Preise sind ähnlich denen in China, also Geld wird hier nicht so viel verdient, obwohl es hauptsächlich Devisen-Ausländer erwischen würde, es sieht eher nach Selbstkostenpreis aus für mich bei den Importwaren (also keine versteckten Steuern) und nach einem kleinen Verdienst bei den koreanischen Waren (z. B. Schnaps). Lustigstes Beispiel war ein französischer Wein für 20 Euro, auf dem noch das chinesische 400 Yuan-Schild klebte (ca 40 Euro). Ein Teil des Hauptnahrungsmittels Reis wird für die Einheimischen ebenso wie die kompletten Sozialleistungen (Schule, Arzt) laut den Guides kostenlos vom Staat gewährt ebenso Berufskleidung wie die Anzüge der Guides (2 im Jahr), die Miete wurde als sehr billig bezeichnet. Um die Verwirrung komplett zu machen, rechnen wir mal den nordkoreanischen Monatslohn um, den mir ein Guide nannte (10000 Won). Nimmt man den Kurs der auf den Märkten benutzt wird, kommen wir auf rund 3 Euro, damit kann man wohl in keinem Land viel anfangen. Nehmen wir den Kurs mit den in den Läden oder in Restaurants gerechnet wird kommen wir auf über 60 Euro (Faktor 20 zum anderen Kurs!!!), also ein Gehalt von dem man im anderen kommunistischen Land Kuba nur träumen kann, obwohl dort die Importwaren selbst für unsere Verhältnisse teuer sind. Für uns ist es wiederum undenkbar auch davon zu leben, aber was kriegen wir schon geschenkt, allein die Miete kostet uns mehrere hundert Euro im Monat, auch für die Anschaffung der Kleidung ist ein dreistelliger Betrag fällig im Jahr. Es ist also undurchschaubar für einen Ausländer, was die Einheimischen wann/wo/für wieviel kaufen oder zugeteilt kriegen und in welchem Verhältnis diese Kosten im Vergleich zum Einkommen stehen. Selbst länger dort Wohnende durchschauen das komplexe System nicht ganz, wie uns mal ein deutscher Botschaftsmitarbeiter berichtete.
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#6
@Klaus
Erstmal muß ich was richtigstellen, 700 Mark waren es zu Ende der DDR. 1968 lag der Verdienst bei 350 Mark
Es gab keine Lebensmittelverteilung, wenn du damit direkte Zuweisungen meinst.
Es gab bis 1958 Lebensmittelkarten. Jedem Bürger wurden Lebensmittel als eine Art Berechtigungsschein für den Kauf zugeteilt.
Die Höhe der Berechtigung zum Einkauf von Lebensmitteln war von dem Beruf und Arbeitsverhältnis abhängig.
Man unterschied zwischen Schwerarbeiter, Arbeiter, Angestellte, nicht Berufstätige und Kinder. Diese Reihenfolge entsprach auch der Höhe der zugeteilten Lebensmittelberechtigungen.
Man bekam also eine Lebensmittelkarte auf der waren Kupons , meinetwegen 10 Kupons mit einer Berechtigung von je 25 Gramm Butter und 10 Kupons für je 50 gramm Mehl und so weiter aufgedruckt.
Mit dieser Karte ging man dann zum Beispiel in einen Lebensmittelladen und wenn gerade Butter verfügbar war, bat man um 100 Gramm Butter. Aus der Lebensmittelkarte wurden dann also 4 Kupons ausgeschnitten, man bekam 100 Gramm Butter und mußte diese dann natürlich bezahlen. Die Lebensmittelkarten wurden monatlich ausgegeben und waren nicht auf Folgemonate übertragbar.
Bei Verlust einer Karte gab es keinen Ersatz. War keine Ware vorhanden, verfielen die Kupons.
Meine Mutter war in einem Fleischladen tätig. Uns Kinder wurde die Aufgabe übertragen, die ausgeschnittenen Lebensmittelkupons auf Papierbögen zu kleben. Diese Bögen wurden dann wieder dem Amt zur Überprüfung und Rückrechnung übergeben.
Es gab einen zweiten staatlichen Handelsring, die HO (Handels Organisation). Dort konnte man ebenfalls einkaufen, das Angebot war größer. Allerdings auch die Preise, bis zum 16-fachem.
Nach dem Abschluß der Kollektivierung gab es 1960 gab es dann nochmals einen einbruch bei der Versorgung , der bis etwa 1966/67 anhielt.. Es wurden aber keine Lebensmittelkarten mehr ausgegeben, sondern in den Läden wurden Listen geführt. Insbesondere betraf dies Milcherzeugnisse. (Verenden des Milchviechs durch den Einsatz von Rinderoffenställen)
Kostenlos war der Besuch der Schule, teilweise kostenlos die Schulbücher.
Arztbesuche waren kostenlos, wenn man aber bedenkt das Sozialversicherungsbeiträge bezahlt wurden, eigentlich nicht kostenlos.
Wenn man will, kann man also sagen auch jetzt sind Arztbesuche kostenlos, sie sind durch die Sozialversicherung gedeckt. (Ich weiß, nicht ganz, war aber auch früher so in der DDR, Zuzahlung Brillen, Zuzahlung Zahnersatz)
Mieten waren billig und haben sich nicht erhöht. 60 Mark für eine Wohnung war viel.(Ohne Nebenkosten)
Man brauchte nicht sparen, das Geld sammelte sich wie von allein an. Da kein Angebot da war, gab man kein Geld aus.
Daraus ergab sich ein großer Geldüberhang. Dieser wurde durch Entwertungen vernichtet.
Ich glaube 1957 war die größte Geldvernichtung. Über Nacht wurde ein Geldumtausch durchgeführt. Jeder DDR-Bürger konnte 300 Mark alte s DDR-Geld in 300 Mark neues DDRgeld umtauschen. Den Rest konte man zum feuermachen verwenden.
Luxusgüter, ja Bohnekaffee 125gramm kosteten zwischen 7,50 und 8,60 Mark. Goldene Eheringe wurden vererbt. Damenstrümpfe Nylon 12 bis 15 Mark. Waschmittel Toilettenartikel weiß ich nicht mehr. Klopapier, da hatten wir ja das "Neue Deutschland", Tageszeitung der Partei, die war sehr günstig, 0,15 Mark, aber etwas hart.

@sepp811
Mein Anliegen war eigentlich die versteckte Besteuerung, nicht die Lebenslage.
Die vielen selbstgebastelten Antennen kann ich mir schon erklären. War auch bei uns so. Das Sendernetz war nicht sehr eng. Also mußte man teils abentheuerliche Antennenkonstruktionen aufs Dach bringen um etwas zu empfangen. Antennenverstärker für Gemeinschaftsempfang gab es nicht. Jeder Empfänger brauchte seine eigene Antenne.
Selbstgebaute Empfänger, zu Beispiel Detektoren aus Kupferoxidschichten oder Sandkörnchen, brauchen besonders große Antennen, weil sie die gesamte Energie aus der Welle ziehen, also nicht mal Batterien nötig sind.
Sepp811, selbst wenn für die Bürger alles kostenlos ist, muß ein Staat doch dafür aufkommen. Wo holt er sich die Mittel her?
Es gibt nur die eine Möglichkeit, von seinen Bürgern. Wenn nicht durch Besteuerung, wie dann. Irgendwie eignet er sich die geschaffenen Werte an.
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#7
@egkr: Zur versteckten Besteuerungen habe ich auch versucht meine Beobachtung weiterzugeben, indem ich sagte dass selbst auf den Import-Gütern in den Hotel-Shops keine wesentlichen Aufschläge im Vergleich zum Herkunftsland China drauf sind. Gerade hier könnte man ja richtig absahnen wenn man es wollte.
Ja, ich denke auch wegen der großen Höhe, dass das Sendernetz dünn sein wird. Was ich damit sagen wollte, war dass das zeigt wie verschieden und deshalb für einen Touristen undurchschaubar die Beschaffung sein kann. Die alle so eine Antenne haben, können sich das Empfangsgerät sicherlich nicht in so einem Geschäft gekauft haben, dass wir sahen, sondern es müssen auch Geräte verschenkt oder billigst verkauft werden parallel dazu zu diesen Geschäften. Deshalb habe ich eben die Meinung, dass man eher die Lebensumstände beobachten muss, weil systembedingt ein so einfacher Vergleich Lohn/Preis nicht möglich ist (wie du mit auf den Märkten oder Kaufhäusern angucken meintest). Mit deinen Angaben aus der DDR kann man das gut vergleichen (ist für einen Wessi sehr interessant, danke dafür), weil du schreibst, dass ihr alles bezahlen musstet. In Nordkorea ist das eben anders, drum ist das Vergleichen so schwierig.
Die Mittelbeschaffung vom Prinzip her stelle ich mir nicht so kompliziert vor. Nehmen wir ein Bergwerk, Nordkorea ist ja ein Gebirgsland. Ein Bergwerk bei uns gehört einer privaten Firma, welche für ihren Gewinn aus dem Verkauf der Metalle Steuern an den Staat zahlt um seine Sozialleistungen und sonstigen Aufgaben zu bestreiten. Ferner werden noch indirekt Steuern bezahlt über die Löhne der Arbeiter. Ein Bergwerk in Nordkorea oder einem anderen kommunistischen Land gehört dem Staat, weil alles dem Staat gehört. Die Metalle können vom Staat direkt verwendet werden soweit er sie für die Aufgaben die er hat braucht. Wird mehr erwirtschaftet kann er exportieren und der Gewinn aus dem Verkauf wird ebenso direkt vom Staat gemacht, wieso sollte er an sich selbst direkt oder indirekt Steuern zahlen? Wäre doch ein Unfug an den Arbeiter ein grosses Gehalt zu zahlen um es ihm dann zum großen Teil wieder zu nehmen. Was für mich aber auch heißt dass die Abschaffung keine so herausragende Leistung sondern eine konsequente Notwendigkeit in so einem System ist. In beiden Systemen kommen die Mittel aus der Produktion wie Fabriken, Bergwerken, etc. Im Kommunismus hat der Staat sie direkt in der Hand, bei uns muss er versuchen über die Steurn seinen Teil zu kriegen. Der kommunistische Staat muss sich die Werte nicht aneignen, er hat sie doch schon und verteilt sie dann. Bei uns muss er sie sich holen um sie dann wieder (anders) zu verteilen. Die Konsequenzen aus einem schlechten Betrieb sind auch die selben wenn man so überlegt, dort hat der Staat von vornherein dann nichts in der Hand, bei uns kann er sich nichts holen, wo nichts verdient wird, kann man keine Steuer erheben. Der einzige wirkliche Unterschied im Prinzip ist also, dass der Staat dort die Wirtschaft die ihn aufrecht erhält zu 100% lenken kann, in unserer sozialen Marktwirtschaft kann er das nur sehr begrenzt, in einer freien Marktwirtschaft gar nicht. In der Theorie funktioniert also alles gut, was in der Praxis besser ist mag jeder für sich entscheidenWink
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#8
(28.03.2009, 11:30)sepp811 schrieb: ...
Die Mittelbeschaffung vom Prinzip her stelle ich mir nicht so kompliziert vor. Nehmen wir ein Bergwerk, Nordkorea ist ja ein Gebirgsland. Ein Bergwerk bei uns gehört einer privaten Firma, welche für ihren Gewinn aus dem Verkauf der Metalle Steuern an den Staat zahlt um seine Sozialleistungen und sonstigen Aufgaben zu bestreiten. Ferner werden noch indirekt Steuern bezahlt über die Löhne der Arbeiter. Ein Bergwerk in Nordkorea oder einem anderen kommunistischen Land gehört dem Staat, weil alles dem Staat gehört. Die Metalle können vom Staat direkt verwendet werden soweit er sie für die Aufgaben die er hat braucht. Wird mehr erwirtschaftet kann er exportieren und der Gewinn aus dem Verkauf wird ebenso direkt vom Staat gemacht, wieso sollte er an sich selbst direkt oder indirekt Steuern zahlen? Wäre doch ein Unfug an den Arbeiter ein grosses Gehalt zu zahlen um es ihm dann zum großen Teil wieder zu nehmen. Was für mich aber auch heißt dass die Abschaffung keine so herausragende Leistung sondern eine konsequente Notwendigkeit in so einem System ist. In beiden Systemen kommen die Mittel aus der Produktion wie Fabriken, Bergwerken, etc. Im Kommunismus hat der Staat sie direkt in der Hand, bei uns muss er versuchen über die Steurn seinen Teil zu kriegen. Der kommunistische Staat muss sich die Werte nicht aneignen, er hat sie doch schon und verteilt sie dann. Bei uns muss er sie sich holen um sie dann wieder (anders) zu verteilen.

Wie ursprünglich von dprk gemeldet wurden in den 70er Jahren in der DVRK aufgrund der von sepp beschriebenen Situation die Steuern abgeschafft.
Doch stellte sich dann einigen Jahren heraus, dass das mit dem ökonomischen Juche nicht wie geplant funktionierte und die Nordkoreaner erlaubten (in den frühen 90er Jahren) wieder ausländische und (nordkoreanische-ausländische) Joint-venture Unternehmen.
Das verlangte logischerweise wiederum nach einer Besteuerung dieser Unternehmen in Nordkorea, die dann 1993 erstmals wieder gesetzlich beschlossen wurde.
---
Dann (wann genau ?) gab es auch Währungsreforem in der DVRK, wo (gerüchteweise) die Privathaushalte um ihr Erspartes gebracht wurden, da (angeblich) nur ein begrenzter Betrag (pro Person) von alten Won in neue Won umgetauscht werden durfte.
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#9
Ja, das ist klar, dass das nur so lange mit der Steuerfreiheit funktioniert, so lange der Wirtschaftskreislauf innerhalb des kommunistischen Systems bleibt. Das die DVRK den mittlerweile dort in geringen Maß arbeitenden ausländischen Firmen die Gewinne schenkt halte ich auch für sehr unwahrscheinlich (habe aber noch keinen konkreten Bericht dazu gefunden, wäre interessant zu wissen was diese an den Staat abführen müssen). Hier ist die Produktion nicht oder nicht komplett in staatlicher Hand. Das wäre schön gewesen, wenn die KCNA darauf auch eingegangen wäre, dass die Steuerfreiheit nur für die Koreaner gilt, das Ausklammern der Joint-Ventures und der Sonderwirtschaftszone macht den Artikel wirklich angreifbar. Es wäre ja eigentlich nicht schlimm, sondern nur wieder genauso logisch wie die komplette Abschaffung damals. Mit dem Thema tun sich die Koreaner wohl noch immer schwer, obwohl man an Kuba sieht das genau dieser Weg sehr erfolgreich sein kann, um das kommunistische System in der Fläche zu erhalten. Dort hat man in Varadero und auf den Cayos ja auch Investitionen aus dem Ausland zugelassen um mit dem dort erwirtschafteten Devisen die Importe zu bezahlen, weil man in einem so kleinen Land einfach nicht alles selbst produzieren kann. Wahrscheinlich hat Kuwolsan recht, dass es für die Koreaner schwierig ist, das mit der Philosophie des Juche unter einem Hut zu bringen.
@Kuwolsan: Ich bin immer wieder erstaunt was du für ein tolles Korea-Wissen hast und wie intensiv du dich damit beschäftigst. Trotzdem hast du mal irgendwo geschrieben, dass du noch nie in Nordkorea warst. Darf ich mal fragen warum? Das kann ich gar nicht verstehen, gerade für dich müsste das doch hochinteressant sein.
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#10
(28.03.2009, 14:16)sepp811 schrieb: ..., wäre interessant zu wissen was diese an den Staat abführen müssen). Hier ist die Produktion nicht oder nicht komplett in staatlicher Hand. Das wäre schön gewesen, wenn die KCNA darauf auch eingegangen wäre, dass die Steuerfreiheit nur für die Koreaner gilt, das Ausklammern der Joint-Ventures und der Sonderwirtschaftszone macht den Artikel wirklich angreifbar. Es wäre ja eigentlich nicht schlimm, sondern nur wieder genauso logisch wie die komplette Abschaffung damals. ...

Vor einiger Zeit las ich in einem chinesischen Zeitungsbericht, dass anläßlich der Internationalen Industriemesse in Pyongyang der chinesische Botschafter in der DVRK auf dem chinesischen Stand
unter anderem auch den Leiter des (nordkoreanischen) Steueramtes begrüßte.

Das machte mich neugierig. Ich googelte etwas herum und fand heraus, dass es in Pyongyang drei westliche Rechtsberatungs(+-steuer-)kanzleien gibt.
Die Fa. Chia aus Singapur, Chiomenti aus Italien und Hay-Kalbs aus England-Frankreich.
Hier etwa ein Bericht der italienischen Kanzlei:

http://www.iflr1000.com/Article/1934026/...-of-2.html

Die Italienerin sagt, dass es exterm schwierig ist, an die entsprechenden Gesetze heranzukommen, diese noh dazu aber von den lokalen Behörden "nach Belieben" ausgelegt werden.

Nur um eine Idee zu bekommen im folgenden nun eine kurze Zusammenfassung von Durchführungsgesetzen der DPRK zur Besteuerung vom Feb. 1994 (ich weiß nicht, ob die heute genauso noch gelten sollen):

1. Direkte Steuern: Unternehmenssteuer, Einkommenssteuer. Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer
2. Indirekte Steuern: Umsatzsteuer
3. Lokale Steuern: City Management Tax, Registrierungs- und Lizenzabgaben, Fahrzeugsteuern

1.1. Unternehmmenssteuer:
1.1.1. Gewinnsteuern:
in Nordkorea allgemein: 25%
in Zollfreizonen: 14%
in Sonderwirtschaftszonen: 10%
(es gibt dazu gewisse Steuernachlässe für die ersten Jahre nach Betriebsaufnahme)

1.1.2. Einkommenssteuer: (Lohnzahlung, Dividendenzahlung, Einnahmen aus Rechten, Einnahmen aus Zinserträgen, Einnahmen aus dem Verkauf von Gegenständen, Geschenke)
- bis 2000 Won pro Monat: frei
- Einkommen über 2000 Won pro Monat: 4% - 20%

1.1.3. Vermögenssteuer: (für Gebäude, Schiffe oder Flugzeuge):
- ca 1% des registrierten Wertes

1.1.4. Erbschaftssteuer:
- bis 200.000 Won: frei
- über 200.000 Won: 6% - 30%

2. Umsatzsteuer: (aus dem Verkauf von Gütern und Leistungen)

2.1. Produktionssektor:
1.5% - 20% des Umsatzes
(bei eingeschränkten Gütern: zB Alkohol und Zigaretten: 12% - 60%;
Anmerkung: British Tobacco hat/hatte (?) eine Produktionsstätte in der DVRK !)
2.2. Handelssektor: 2% des Umsatzes
2.3. Dienstleistungssektor: 2% - 4% des Umsatzes

3. Lokale Steuern
3.1. Registrierung: ca. 1000 Won., Änderung: ca. 10 - 40 Won
3.2. Fahrzeugsteuern: Unteschiedliche Abgaben für PKW, Bus, LKW oder Motorrad (ca. 50 - 100 Won pro Fahrzeug)

LG, Kuwolsan
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