Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - Druckversion +- Nordkorea-Info.de (http://www.Nordkorea-Info.de/forum) +-- Forum: Nordkorea-Info.de (http://www.Nordkorea-Info.de/forum/forum-5.html) +--- Forum: Allgemeines (http://www.Nordkorea-Info.de/forum/forum-6.html) +--- Thema: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea (/thread-138.html) Seiten:
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Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - klaus - 14.11.2008 Hallo, in Pyongyang gibt es doch ein oder zwei größere Kaufhäuser. Weiß jemand, was man dort kaufen kann? Desweiteren interessiert mich: Produkte, die für uns selbstverständlich sind wie z.B. Rasierapparat, Zahnpasta, Toilettenpapier - müssen sich die Nordkoreaner sowas selber kaufen (gibt es sowas überhaupt zu kaufen, haben die "normalen" Leute Geld, das zu bezahlen?) - oder bekommen sie sowas kostenlos vom Staat? Zum Thema Radioempfang: es gibt ja mehere Radioprogramme in Nordkorea. Die fest eingestellten "Kästen" in den Wohnungen spielen aber nur einen Sender. Wenn es aber mehere Programme gibt, muß es doch auch Radios geben, die mehr als nur einen Sender empfangen können? Also Empfänger mit festen Stationstasten? Denn wenn man die Frequenz frei wählen kann, könnte man ja auch ausländische Sender hören, was ja verboten ist. Gibt es Geschäfte, in denen man Radios kaufen kann? Wie ist das eigentlich mit der U-Bahn? Es gibt ja Stimmen die behaupten, die U-Bahn führe wegen Energieknappheit nicht. Wenn Touristen kommen, wird sie für diese in Betrieb genommen und die Touristen fahren immer nur 2 Stationen, und die Passagiere um einen herum sind Teil einer Inszenierung. Was glaubt ihr? Kann das sein? Oder weiß jemand, daß die U-Bahn tatsächlich regulär fährt? Es gibt ja nun auch ausländische Diplomaten in Pyongyang (z.B. Angestellte der ausländischen Botschaften). In wie weit dürfen diese sich eigentlich frei bewegen? Dürfen sie sich frei bewegen oder haben sie auch immer einen Nordkoreaner dabei, der sie ständig begleitet? Bis wohin dürfen sie sich bewegen? Es ist doch wahrscheinlich nicht möglich, sich am Wochenende ins Auto zu setzen und zu sagen, wir machen jetzt mal einen Ausflug und fahren aus der Stadt raus auf's Land? Auf dem Land gibt es doch vermutlich viele Militärposten, abgeriegelte Gebiete? Und kann man innerhalb von Pyongyang überall hin? Und Nordkoreaner in Pyongyang? Bis wohin dürfen sie sich ohne Genehmigung bewegen? Bis zur Stadtgrenze, nicht weiter? Gruss, Klaus RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - korea-turist - 14.11.2008 Bzgl. U-Bahn: Ich war ja vor kurzem in Pyongyang, bin auch mit der U-Bahn gefahren, aber auch nur die berühmten 2 Stationen. Persönlich hatte ich schon den Eindruck, dass die U-Bahn regulär fährt. Wir haben auch, weil ich mir fürs fotografieren Zeit nehmen wollt, nicht den erstbesten Zug genommen, sondern haben zwei Züge vorher fahren lassen. Die Züge fuhren im Abstand von 3-5 Minuten und waren gut besetzt. Auch war ich zum Zeitpunkt der Besichtigung der einizige Tourist in der U-Bahn. Wenn man alles extra für Touristen inszenieren würde, würde man doch eher schauen, dass man das Spektakel mehreren Touristen gleichzeitig vorführen kann, um es schnell wieder abschalten zu können. Am nächsten Tag bin ich vor der Abfahrt mit dem Zug nach Peking nochmal mit der U-Bahn gefahren, weil am Tag zuvor mein Mitreisender krankheitsbedingt ausgefallen ist und im Hotel blieb, er interessierte sich aber auch sehr für die U-Bahn. Unsere Guides haben dann noch einen zweite U-Bahn-Fahrt mit uns gemacht. Auch wenn in Nordkorea grundsätzlich alles kritisch hinterfragen muss, was man sieht und was einem erzählt wird, aber in konkretem Fall bin ich mir schon ziemlich sicher, dass die U-Bahn keine reine Touristeninszenierung ist. Wenn doch, dann ist sie jedenfalls sehr exzellent gemacht... Einzig allein die Tatsache, dass man als Tourist nur die berühmten zwei Stationen sehen darf, ist etwas merkwürdig; aber auch in diesen zwei Stationen hat man den Eindruck, es handle sich um einen ganz normalen U-Bahn-Betrieb. Übrigens, von jemandem, der um 1990 herum 2x als Tourist in Nordkorea war, wurde mir berichtet, dass es damals für Touristen auch möglich war, sich einen Nachmittag allein ohne Guides Pyongyang anzusehen und dabei auch U-Bahnen und Busse nach Belieben zu benützen. Damals war man offenbar noch etwas liberaler. Die Energieknappheit dürfte momentan zumindest bei der Eisenbahn nicht so gravierend sein. Auf der Anreise gab es durchgehend Strom in der Oberleitung und wir sahen auch genug andere Züge fahren. In der Krise in den 90er-Jahren sollen ja die Züge nur sporadisch gefahren sein und wegen oftmalige Stromausfälle vom Norden des Landes mehrere Wochen bis Pyongyang unterwegs gewesen sein. Unser Zug hatte nur knapp 5h Verspätung, weil er oft - wegen schlechter Gleise, vielleicht auch wegen zu niedriger Spannung in der Oberleitung (Soll-Zustand ist 3000 Volt Gleichstrom) - recht langsam fuhr, aber es gab keine längeren Stillstände, die auf einen ernsthaften Stromausfall hingedeutet hätten. Diplomaten dürfen sich angeblich ohne Begleiter in Pyongyang bewegen, wie es mit der Bewegungsfreiheit ausserhalb der Hauptstadt aussieht, weiss ich nicht. LG Helmut RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - sepp811 - 14.11.2008 Zur U-Bahn: Bei der U-Bahn kann ich den Eindruck auch so bestätigen. Man sieht auch viele Leute in und aus den Zugängen zu den Stationen gehen wenn man mit dem Bus durch Pyongyang fährt. Die U-Bahn dürfte auch jenseits der Vorzeigestationen ein wichtiges Verkehrsmittel sein. Zur Bewegungsfreiheit der Diplomaten: Bei der Semptember-Reise konnten wir im Yanggakdo-Hotel mit einem deutschen Diplomaten reden. Nach seiner Auskunft dürfen sie innerhalb der Stadt ohne Genehmigung frei herumfahren (er kam auch allein im Auto), ebenfalls genehmigungsfrei ist die Fahrt nach Nampo auf der Autobahn der jungen Helden. Dann hat er uns noch Strecken genannt bei denen die Fahrt angemeldet werden muss (kann ich mich nicht mehr so genau erinnern) und alle anderen Fahrten müssen genehmigt werden, was ohne besonderen Grund aber nicht gemacht wird. Zur Bewegungsfreiheit der Koreaner: Nach Aussage des Diplomaten, die sich mit den Aussagen der örtlichen Guides deckt, können die Checkpoints am Stadtrand nur mit entsprechender Genehmigung passiert werden, für deren Beantragung man einen Grund braucht. Dies ist aber nicht nur in Pyongyang so, auch die Landbevölkerung braucht eine Genehmigung für die Reise in eine andere Provinz. RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - dprk - 14.11.2008 Aus organisatorischen und zeitlichen Gründen wird zwar für Touristen zumeist nur die U-Bahn-Fahrt zwischen den „üblichen“ zwei Stationen angeboten, doch ich kenne auch Touristen, die eine längere Strecke gefahren sind. Die Ein-/Ausgänge zu den U-Bahnstationen im Stadtgebiet Pyongyangs sind ja durch das U-Bahn-Logo leicht zu erkennen. Wenn man als Tourist mit dem Reisebus durch Pyongynag fährt und an solchen Stationen vorbeikommt, herrscht dort überall auch immer reger Betrieb. Gut sieht man das z.B. an der Haltestelle am Triumphbogen. Die U–Bahn verkehrt also regulär insbesondere für die einheimische Bevölkerung und ist nicht „nur“ eine „Touristenattraktion“. Nach dem Erreichen der Aussteige-Station bietet dort eine Verkäuferin eine Informationsbroschüre über die Pyongyang Metro zum Kauf an. Dies ist natürlich im voraus arrangiert, denn die Einheimischen sind an dieser englischsprachigen Publikation vermutlich nicht so sehr interessiert. Ansonsten aber ist da nichts „inszeniert.“ :-) RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - Kuwolsan - 14.11.2008 Die Informationsseiten des Schweizer Entwicklungshilfe-Büros in Pyongyang vermelden, dass es "Expatriates" nicht gestattet sei, (öffentliche) Busse und Taxis in Pyongyang (bzw. in Nordkorea überhaupt) zu benutzen: "As far as city transport is concerned, taxis and buses are not available to expatriates in DPRK." siehe: http://www.sdc-dprk.ch/en/Home/Useful_Information_for_DPRK_Visitors RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - Orenstein - 14.11.2008 (14.11.2008, 14:55)dprk schrieb: Aus organisatorischen und zeitlichen Gründen wird zwar für Touristen zumeist nur die U-Bahn-Fahrt zwischen den „üblichen“ zwei Stationen angeboten, doch ich kenne auch Touristen, die eine längere Strecke gefahren sind. Hallo..... Ja, ich bin mit einem Freund Ende Mai dort gewesen. Erst hatte man uns zweimal bestätigt beide Linien zu erkunden, letztendlich sind 4 Bahnhöfe daraus geworden. RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - ollitirol - 15.11.2008 Die U-Bahn ist ganz normal in Betrieb, auch in Pyongyang müssen die Menschen ihre Arbeitsplätze erreichen. Und sie kann auch auf der ganzen Strecke von Touristen benützt werden. Ebenso ggf. auch der Bus. Die Betreuer können das problemlos organisieren. Sinnvollerweise wird man das nicht dann tun, wenn alle in die Arbeit oder nach Hause fahren. Standard sind die erwähnten 2 Stationen - aber, wie gesagt, auch längere Fahrten sind möglich. RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - Kuwolsan - 15.11.2008 (14.11.2008, 14:44)sepp811 schrieb: ... Was sepp811 dieses Jahr von einem deutschen Diplomaten in Pyongyang erfahren hat, deckt sich mit dem Bericht Peter Schallers (Leiter des deutschen Botschaftsgebäudes in Pyongyang 1990-92) in seinem Buch "Nordkorea" (S151): Die Vorschriften, die für die Bewegung der Ausländer in Nordkorea gelten, sind in einer langen Verbalnote, also einem offiziellen Regierungsdokument, niedergelegt. Ohne Einschränkung kann sich der Ausländer nur im Stadtgebiet von Pjöngyang bewegen. Er darf auch zu dem außerhalb der Stadt gelegenen Flughafen fahren und eine Straße benutzen, die zu der etwa 40km enfternten Stadt Nampo führt, an deren Stadtrand sich ein Schwimmbadkomplex befindet. Fahrten zu anderen Orten oder Regionen, sofern diese überhaupt zugänglich sind, muß man entweder telefonisch anmelden oder schriftlich beantragen und genehmigen lassen. ... (Dann erklärt Schaller die für Ausländer gesperrten Gebiete) ... (und weiter) Mit dem PKW darf man nur sieben Städte bzw. Gebiete besuchen, und man muß Transitstraßen benutzen, die man nicht verlassen darf, da man sich in einem eigentlich gesperrten Gebiet bewegt. Für alle anderen fahrten, etwa an die chinesische oder russische Grenze, muß der Zug benutzt werden ... So war die Situation im Jahr 1991 RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - korea-turist - 27.11.2008 Als Ergänzung noch eine (besser gesagt zwei) Fahrkarten der U-Bahn von Pyongyang: Eigentlich braucht man im Zuge der üblichen Touristen-Fahrten keine, ich wollte aber unbedingt eine der Guide hat dann welche gekauft. Helmut RE: Einige Fragen zum Leben in Nordkorea - klaus - 28.11.2008 Helmut, danke für die tollen Abbildungen der U-Bahnfahrkarten. Wie kauft man diese? Gibt es Automaten? Oder Verkaufsschalter? Sind die Schlangen an den Verkaufsschaltern lang oder ist das Ganze gut organisiert? Interessant finde ich auch die Aussage, daß Touristen prinzipiell die gesamte Strecke abfahren können (und nicht nur 2 Stationen). Spannend finde ich auch die Frage, was an dem Gerücht einer geheimen Linie zum Flughafen dran ist. Hierüber habt Ihr vor Ort aber keine Anhaltspunkte oder Indizien feststellen können? Danke übringens auch für die tollen Nachtaufnahmen aus Pyongyang an anderer Stelle hier im Forum Interessant fand ich auch Deine Schilderungen (an anderer Stelle hier im Forum) über die Eisenbahnfahrt nach Pyongyang, daß die Stationen unterwegs unbeleuchtet waren, die Eisenbahner aber LED-Taschenlampen hatten. Ist denn der "Hauptbahnhof" in Pyongyang beleuchtet? Gruss, Klaus |