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"Heimkehr" nach Nordkorea
#11
(12.12.2012, 12:51)Blauer Apfel schrieb: 1963, also lange bevor westliches Denken von Erziehung und Selbständigkeit Jugendlicher nach Asien gelangte, soll ein 15-jähriger Junge, alleine, ohne seine Familie, nach Japan zurückkehren wollen?
Und selbst wenn er wollte, würde es das offen sagen?

Ich kann mir das im ostasiatischen Raum heute schwer vorstellen. Und 1963 schon gar nicht.
Es gibt zum Einen immer wieder Ausreißer und außerdem wird ein Koreaner in Japan zu der Zeit ganz anders sozialisiert wirden sein. Insbesondere aufgrund der Diskriminierung etc. So ein Begehren kann sicherlich auch in einer respektvollen Form geäußert werden. Besonders wenn schon festgestellt wurde, dass es schlechter aussieht als gedacht.
Aber naja, aus irgnendeinem Grund muss die Geschichte ja falsch sein.
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#12
(12.12.2012, 15:40)NichtHurz schrieb: Aber naja, aus irgnendeinem Grund muss die Geschichte ja falsch sein.

Wieso falsch? Vollkommen überzogen dargestellt (damit sich die Story besser verkaufen lässt, etc.), das wäre ja auch noch ne Möglichkeit, oder?
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#13
Zu diesem Thema gibt noch zwei weitere Arbeiten:

1) Das Buch : The Aquariums of Pyongyang

2) Den Film: Dear Pyongyang

auf youtube in japanisch mit koreanischen Untertiteln:
http://www.youtube.com/watch?v=qt8KWuM5_2I

Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Koreans_in_Japan
Abschnitt 3: Repatriation to Korea

Warum sollte 15-jähriger nicht seine Meinung offen äußern, war ja auch alt genug für das Lager.
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#14
(12.12.2012, 17:02)Eugen613 schrieb: Warum sollte 15-jähriger nicht seine Meinung offen äußern, war ja auch alt genug für das Lager.

Einen perverseren Satz kann es wohl kaum geben... Danke, jetzt weiß ich, wo ich dich einzuordnen hab!
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#15
bei nahezu allen Bewerbern die ich interviewe bekomme ich auf die Frage, warum haben Sie "xxx als Studienfach gewählt" die Antwort, "weil meine Eltern das vorgeschlagen haben".
Und gegen den Willen der Eltern einen Partner zu heiraten, würde auch keiner meiner Kollegen und Kolleginnen machen. Und das sind weltgewandte Beijinger im Jahr 2012.
Sich gegen die eigene Familie zu stellen paßt nicht in den konfuzianistischen Kulturkreis.
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#16
Ich habe wenig, besser gesagt keine Ahnung von Konfuzius. Das wurde damals als eine Religion abgetan und Informationen gab es auch nicht so richtig.
Es ist aber erstaunlich, das derartiges über jahrhunderte existiert und auch von angeblich wissenschaftlichen Glaubensrichtungen nicht abgelöst wurde.
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#17
Hallo Blauer Apfel,

ich stimme dir zu, dass in Asien, bzw. Korea die Kinder sich viel stärker den Eltern unterordnen. besonders in der Frage der Partnerwahl. Es gibt jedoch Ausnahmen. Eltern, die sich für westliche Kultur/Literatur interessieren, sehen das etwas liberaler, mein Schwiegervater war eine solche Persönlichkeit.

Zurück zum Text der FAZ, in der LA Times (http://articles.latimes.com/2010/jan/22/...-2010jan22)
beschreibt man die Situation ausführlicher:

„Ko's family realized their mistake even before they arrived in the North Korean port of Chongjin.

"My mother said my 15-year-old stepbrother could feel that something wasn't right," Ko recalled. "When he asked to be sent back to Japan, guards took him away. Our family never had a dinner together in North Korea."“

Das „he asked to be sent back...“ kommt deiner Einstellung vielleicht etwas näher.

Juche,

wenn du irgendetwas als pervers empfindest, ist dies diesmal ein Empfängerproblem.
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#18
(12.12.2012, 19:29)Eugen613 schrieb: Hallo Blauer Apfel,

ich stimme dir zu, dass in Asien, bzw. Korea die Kinder sich viel stärker den Eltern unterordnen. besonders in der Frage der Partnerwahl.
na ja, "besonders" in der Frage der Partnerwahl würde ich nicht sagen. Es gibt sicherlich wenige junge Leute, die jemanden gegen den Willen der Eltern heiraten würden. Aber das ist nicht der herausragendste Bereich.
Aber das ist jetzt ohnehin OT.


(12.12.2012, 19:29)Eugen613 schrieb: Zurück zum Text der FAZ, in der LA Times (http://articles.latimes.com/2010/jan/22/...-2010jan22)
beschreibt man die Situation ausführlicher:

„Ko's family realized their mistake even before they arrived in the North Korean port of Chongjin.

"My mother said my 15-year-old stepbrother could feel that something wasn't right," Ko recalled. "When he asked to be sent back to Japan, guards took him away. Our family never had a dinner together in North Korea."“
wir wissen nicht, wie es wirklich war. Aber offensichtlich waren die Eltern schon während der Überfahrt mit ihrer Entscheidung unglücklich und haben das möglicherweise dort schon ihren Kindern mitgeteilt.
Und da ist es nicht unmöglich, dass der 15-jährige Junge sich auch gegenüber irgendwelchen Polizisten oder Agenten so geäußert hat.


Abgesehen davon, steht und fällt die Geschichte nicht damit, ob der Junge nun den Wunsch nach Rückkehr geäußert hat oder nicht.
Viel wichtiger sind für mich die Fragen:
Gab es ein Versprechen, nach Japan zurückkehren zu können, was später gebrochen wurde?
Wurden die Rückkehrer ("Rückkehrer") in Nordkorea verachtet?
Landeten sie überproportional oft in Gefängnissen oder Arbeitslagern?
Und vor allem: Gab es eine Kampagne gegen die Rückkehrer, wie der deutsche Text sagt?
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#19
Auf die schnelle ein paar Informationen zu dem Thema:

Hier gibt es Videos von 1960, als eine große Zahl Koreaner aus Japan in den Norden zurückkehrte.

http://www.youtube.com/watch?v=ED7zdviZuCc
http://www.youtube.com/watch?v=xdb8zDkOeDA

Und hier ein Bericht über eine Koreanerin, die 2003 nach Japan floh, dann 2007 aber wieder nach Nordkorea zurückkehrte.

http://www.msnbc.msn.com/id/19435827/ns/...MllkqztCQg
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#20
(13.12.2012, 06:47)Blauer Apfel schrieb: ... Hier gibt es Videos von 1960, als eine große Zahl Koreaner aus Japan in den Norden zurückkehrte. ...

zum Wort "in den Norden zurückkehrte":

zumimdest alle unter 20 Jahren konnte man damals als echte "Rückkehrer" ausschließen, da in Japan geboren und aufgewachsen.
Auch unter den Erwachsenen wird die Zahl jener, die "in den Norden zurückkehrte" nur marginal gewesen sein, da die meisten während der jap. Kolonialzeit freiwillig oder zwangsweise nach Japan umgesiedelten Koreaner aus den südliche Gebieten Südkoreas (Cheolla-do oder Kyongsan-Do) stammten!
(So zB auch die Mutter Kim Jong Un! ob Kim Jong Un jemals schon seine Verwandten von der südkoreanischen Insel Jeju-Do getroffen hat (falls es dort noch welche gibt?))

Nach dem Krieg wollte Japan die Koreaner im Lande loswerden, wollte diese nach Südkorea abschieben, aber Südkorea weigerte sich diese aufzunehmen. Da sprang Nordkorea ein und sowohl junge als auch alte Koreaner (aus Japan) kamen in eine für sie (geographisch) neue Umgebung.

Eine Frage dazu an Rolle:
Hattest du während deines langen Aufenthaltes Gelegenheit, dich länger mit aus Japan kommenden Koreanern zu unterhalten?
"Kernbeisser" informiert über die "Hitachi-Straße" in Pyongyang, jener Gegend, die im Pyongyanger Volksmund wegen der dort angesiedelten "japanischen Koreaner" so genannt wurde/wird. Fiel dir dort auch, alleine optisch, ein Unterschied zum restlichen Pyongyang auf?
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