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VA - Nordkorea, Geschichte und Entwicklung des politischen Systems
#31
Ich bin froh, wenn Extreme jeglicher Coleur meine Ansichten nicht mögen. Und dabei ist es mir echt egal, ob es radikale Rechte, radikale Linke oder radikale Religiöse sind- ich halte von allen nichts.

Kalksee wäre unwissenschaftlich sagt Juche? Die Radikalen können ihren Extremismus doch erst recht nicht fundiert begründen. Deswegen sind Diskussionen hier im Forum auch oft so frucht- und ergebnislos. Dafür brauche ich keine Wissenschaft, Juche. Eine langjährig erworbene und wohlbegründete emotionale Abneigung gegen Extremisten reicht vollkommen. Gegen ganz links wie ganz rechts- beide könnten mein Leben vermiesen..
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#32
Einiges zur gestrigen Vortragsveranstaltung:
Das Wesentliche gleich vorweg: Mir hat der Vortrag sehr gut gefallen. Ich selbst erfuhr zwar kaum Neues, aber neue Sichtweisen auf Bekanntes.
Referent Christian Eichardt stand voll im Stoff und referierte zu allem Wichtigen, was man als Überblick über Nordkorea wissen sollte,
gab sich aber auch nicht als Allwissend. Voran stellte er, dass man Informationen über das Land eigentlich nur aus Sekundärquellen
schöpfen kann. Mit Informationen aus den Medien müsse man sehr vorsichtig umgehen.
Neben Lage, Geografie/Geologie, Volk, Sprache, Religion, Klima kam natürlich auch die Geschichte und nicht zuletzt der Werdegang
der jüngeren Geschichte bis hin zu Juche und Songun zur Rede. Wirtschaft und Landwirtschaft und Militär wurden ebenfalls
thematisiert.
Den Koreakrieg wertete er zwar als oft unterschätzten Fakt, aber riss ihn nur an und vor allem wurde der Kriegsbeginn nicht wie sonst
so oft zum Thema. Die gegenwärtige Situation in dem Land ist als logische Folge aus der Geschichte, den Einflüssen der Ergebnisse des 2. Weltkriegs, Stalinismus, Maoismus und nicht zuletzt Neokonfuzianismus zu sehen. Besonders letzteres ist meiner Meinung nach auch eine in der westlichen Welt/Medien sonst unterschätzte oder nicht berücksichtigte Sache.
Der Politik mit Juche und Songun bescheinigte der Referent eine große Flexibilität, die der Garant für das Fortbestehen des Systems
noch lange nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft ist. Für die eigenen Schwierigkeiten werden die
Ursachen per Feindbild nach außen verlagert.
Trotz des nicht nur von Nordkorea immer wieder beteuertem Wiedervereinigungswillens bestehen weder Chancen noch ein echter Wille; weder von Seiten der Beteiligten noch von der Chinas, Russlands und der USA. Aber man habe mit großem Interesse die
Wiedervereinigung Deutschlands beobachtet.
Eine gewisse Erneuerung/Wandel nach dem Tod von Kim Jong Il und dem Machtantritt Kim Jong Un sei zu sehen, aber nicht
überzubewerten. Daraus einen Systemzusammenbruch zu folgern sei Unsinn.
Die anschließenden vom Auditorium gestellten Fragen und Meinungen behandelten die Flüchtlingssituation, Reisemöglichkeiten ins Land, mögliche Prognosen, Gefängnisse/Straflager und nicht zuletzt die Gefühls- und Zufriedenheitslage der nordkoreanischen Bevölkerung. Zu letzterem antwortete der Referent mit der Gegenfrage, ob denn die Menschen hierzulande zufriedener seien, als in Nordkorea?
Das Auditorium war ausgesprochen und wider Erwarten des Veranstalters groß und bestand im Wesentlichen aus Studenten der
Politikwissenschaften und einigen Intessierten wie unsereinen. So bleib die Veranstalung neutral und objektiv, die Fragen und Diskussionsreden zeugten von erfrischender Aufgeschlossenheit und waren nie provokativ oder gar von subjektiven, extremen Meinungen und Standpunkten belastet.
Die nächsten Veranstaltungen dieser Reihe sollen am 1. sowie 8. November 2012 stattfinden.
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#33
Hallo Martin,

vielen Dank für Deine kurze Zusammenfassung. Hört sich danach nach einer sehr guten Veranstaltung an. Könntet Ihr oder Du den nächsten Termin vorher hier nochmals einstellen, falls ich dann doch zufällig in meiner alten Heimat weilen sollte, wäre ich durchaus sehr interessiert!
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#34
Ich kann mich den Worten und der Einschätzung von Martin nur anschliessen.
Es war interessant und die ca. 80 Teilnehmer füllten den kleinen Saal bis aufs letzte aus.
"Zeitiges Kommen sichert gute Plätze" war hier nicht nur eine Floskel!

Leider wurden fast keine Bilder gezeigt, aber es war auch nicht als Lichbildervortrag angekündigt.

Zu den nächsten Terminen, kann ich nur so wie Martin geschrieben hat, es wiederholen.
1. und 8. 11. 12 sind so genannt worden. Ich gehe davon aus -> gleicher Ort und gleiche Zeit.

Aber das kann ev. MÖWE noch konkretisieren!!?
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#35
Schade, ich wußte nicht, dass die Termine schon bekannt waren. aber die fallen für mich schonmal aus! Naja ein andermal vielleicht!
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#36
(12.10.2012, 09:54)Martin schrieb: Der Politik mit Juche und Songun bescheinigte der Referent eine große Flexibilität, die der Garant für das Fortbestehen des Systems
noch lange nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft ist.

Ersteinmal danke für deinen Bericht.
An welchen Punkten machte denn der Referent diese Flexibilität fest und nannte er dafür Beispiele?
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#37
Ich war zwar nicht dort, aber ich denke es ist die Flexibilität in der Handhabung von politisch/ideologischen Floskeln.
Also was heute wahr ist ist morgen unwahr. Was heute unwahr ist ist morgen wahr. Kennen wir doch als DDR-Bürger.
Als Beispiel wird die Projektion von Schwierigkeiten auf das äußere Feindbild genannt. Ist uns als DDR-Bürger auch bekannt und zum Beispiel eine der Begründungen für den Mauerbau und die damit verbunden Inhaftierung von 16 Millionen Staatsbürgern.
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#38
(12.10.2012, 18:43)teardown schrieb: An welchen Punkten machte denn der Referent diese Flexibilität fest und nannte er dafür Beispiele?
egkr1 gab schon die Antwort:
(12.10.2012, 22:26)egkr1 schrieb: Ich war zwar nicht dort, aber ich denke es ist die Flexibilität in der Handhabung von politisch/ideologischen Floskeln.
Also was heute wahr ist ist morgen unwahr. Was heute unwahr ist ist morgen wahr. Kennen wir doch als DDR-Bürger.
Als Beispiel wird die Projektion von Schwierigkeiten auf das äußere Feindbild genannt. Ist uns als DDR-Bürger auch bekannt und zum Beispiel eine der Begründungen für den Mauerbau und die damit verbunden Inhaftierung von 16 Millionen Staatsbürgern.

Ganz genau...
Der Referent sagte dies auf eine Frage in Hinsicht, ob sich das nordkoreanische Volk in den entbehrungsreichen 90er Jahren mit Hunger usw. ("Schwerer Marsch") nicht aufbäumte.
Nein...aus schwarz wird weiß gemacht und die Schuld an den inneren Schwierigkeiten wird nach außen verlagert: An den klassischen Erzfeind USA.
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#39
(13.10.2012, 10:48)Martin schrieb: Ganz genau...
Der Referent sagte dies auf eine Frage in Hinsicht, ob sich das nordkoreanische Volk in den entbehrungsreichen 90er Jahren mit Hunger usw. ("Schwerer Marsch") nicht aufbäumte.
Nein...aus schwarz wird weiß gemacht und die Schuld an den inneren Schwierigkeiten wird nach außen verlagert: An den klassischen Erzfeind USA.


Also, bei diesem Thema würde ich beim Referenten doch nochmals nachhaken ...

woher er zu wissen glaubt, dass das (nordkoreanische) Volk nicht unruhig wurde ... ?

und dass die Schuld für die Umstände nach außen verlagert wurden?!
(und auf das schlechte Wetter)

nur weil bei uns darüber nichts berichtet wurde ... werden also andere Möglichkeiten (für die Bewältigung des "Schweren Marsches") a priori ausgeschlossen??!!

Hoffentlich werde ich in der folgdenden Dikussion nicht alleine bleiben, möchte aber trotzden folgdendes in den Raum werfen ... :


- die Bevölkerung und die Führung Nordkoreas wurde sich des "Schweren Marsches" bald bewußt

- es entwickelte sich relativ rasch eine Unruhe innerhalb der Bevölkerung Nordkoreas

- in der Folge wurde innerhalb des (nordkoreanichen) Staatsssicherheits-Ministeriums eine Organisation namens "Sim-hwa-jo" (심화조 = 深化組) - auf Deutsch: "Intensivierungssstruktur, Intensivierungskampagne" eingerichtet

- Aufgabe dieser "Sim-hwa-jo"-Abteilung war es, das Volk mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu besänftigen

- diese Polizei-Aktionen war effektiv äußerst erfolgreich und das Volk verhielt sich in der Folge ruhig

- ein Resultat daraus war, dass das Staatssicherheitsministerium beim Volk (ob derer Methoden) extrem unbeliebt wurde

- die nächste Folge: der (koreanische) Namen des Staatssicherheitsministeriums musste zweimal ausgetauscht werden

- eine weitere Folge: einige Leiter des Staatssicherheitsministeriums wurden zu Sündenböcken gemacht (So Ki-Hwan, Chae Mun-Dok, ...); es wurde behauptet, diese hätten die Säuberungsaktionen aufgrund deren eigener Entscheidung durchgeführt und wurden als "Spione ausländischer Mächte" verschwunden ...

- das Kleid der Staatsführung blieb so unbefleckt ...

- das waren alles rein interne Vorfälle ...

---

fragt bitte nächstes Mal den Vortragenden, ob es sich nicht auch so zugetragen haben könnte ... ?


Eine spezielle Frage und Bitte an "Blauer Apfel":

Wie wird in China der 深化組事件 gesehen ?

und noch eine Frage an "Blauer Apfel":

wird in China auch über den 民生團事件 zwischen China und Korea der 30er Jahre diskutiert?


Danke vielmals und LG, Kuwolsan
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#40
@Kuwolsan
1. fürchte ich, dass der nächste Referent ein anderer ist
2. zeigen Deine aufgeführten Fakten eigentlich die Flexibilität
3. haben Politikwissenschaftler (wie es der Referent sicherlich ist) bestimmt auch Kenntnis über die Dinge, die Du hier aufführst. Der Referent sagte zu Beginn etwas zu Sekundärquellen aus Nordkoreas Nachbarländern. Woher hast Du diese Fakten, die zugegebenermaßen recht interessant sind?
Ob er in diesem Falle darüber wusste/Kenntnis hatte kann ich natürlich nicht sagen, da die Thematik nicht weiter konkretisiert wurde. Falls er wieder zugegen sein sollte, behalte ich diese Problematik aber mal im Hinterkopf.....
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